FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutsche Bundesanleihen haben am Montag mit der Aussicht auf weiter deutlich steigende Leitzinsen kräftig nachgegeben. Am Nachmittag fiel der richtungsweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future um 0,58 Prozent auf 148,59 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg zeitweise bis auf 1,53 Prozent. Das ist der höchste Stand seit etwa zwei Monaten. Zuletzt fiel die Rendite nur leicht zurück und lag bei 1,49 Prozent.
Zinsauftrieb kommt derzeit vor allem von der Geldpolitik. Während US-Notenbankchef Jerome Powell Ende vergangene Woche die hohe Priorität der Inflationsbekämpfung herausgestellt hatte, kommen auch aus der Europäischen Zentralbank (EZB) Äußerungen in Richtung deutlicher Zinserhöhungen. Über das Wochenende haben einige EZB-Vertreter einen Zinsschritt im September um 0,75 Prozentpunkte zur Debatte gestellt.
Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, Philip Lane, hat unterdessen vor zu großen Zinsschritten gewarnt. Eine Serie von mehreren kleineren Zinserhöhungen würde weniger negative Folgen haben, als eine kleine Zahl von großen Zinserhöhungen, sagte Lane auf einer Konferenz in Barcelona am Montag. Bei kleineren Zinsschritten könne der Kurs eher korrigiert werden.
Zinserhöhungen um 0,75 Prozentpunkte hatte zuletzt etwa die US-Zentralbank vorgenommen, um der hohen Inflation Einhalt zu gebieten. Fed-Chef Powell stellte am vergangenen Freitag klar, dass die Federal Reserve ihren Inflationskampf auch unter Inkaufnahme wirtschaftlicher Folgeschäden fortsetzen wird. Markterwartungen, wonach die Fed aufgrund konjunktureller Probleme im kommenden Jahr wieder an Zinssenkungen denken könnte, erteilte er damit faktisch eine Absage.
Zudem blicken die Anleger auf den zuletzt von Russland angekündigten dreitägigen Gas-Lieferstopp, der bald beginnt. Am Montag fielen die Gaspreise aber erst einmal von sehr hohem Niveau aus ein Stück weit. So kommt Deutschland beim Befüllen der Gasspeicher besser voran als geplant. Bereits Anfang September soll der für Anfang Oktober vorgeschriebene Wert von 85 Prozent erreicht werden. Auch geht die Bundesnetzagentur davon aus, dass bereits im Oktober Erdgas über Frankreich nach Deutschland fließen wird./jsl/nas