15.12.2013 15:00:32

WOCHENAUSBLICK 2: Werden 'GroKo' und 'Tapko' die Zutaten der Jahresendrally?

    (Aktualisierte Version nach SPD-Entscheidung zugunsten der großen Koalition)

    FRANKFURT (dpa-AFX) - Das klare Bekenntnis der SPD-Basis zur großen Koalition und die US-Geldpolitik sind die wichtigsten Zutaten für die Börse in der kommenden Woche. Ob dies auch die fehlenden Ingredienzen für eine Jahresendrally sind, bleibt abzuwarten. Noch haben nicht alle Händler den Schlussspurt an den Aktienmärkten abgehakt. Mit der Korrektur seit Anfang Dezember ist der Optimismus allerdings spürbar geschwunden. Ob der Dax noch mal Anlauf in Richtung Rekordhoch von 9424 Punkte nimmt oder unter die 9000er-Marke fällt, hängt jetzt vor allem von der US-Notenbank ab.

    Von der Charttechnik, die oft gute Hinweise für die Entwicklung an den Märkten gibt, kommt kein klares Signal. "Eine Jahresendrally war in greifbare Nähe gerückt. Doch mit der erneuten Korrektur wurde das zarte Pflänzchen wieder zertreten", sagte Commerzbank-Chartexperte Christoph Geyer. "Dennoch bleibt die Chance bestehen, denn der oft steile Anstieg vor Silvester setzt häufig erst Mitte Dezember nach einer vorübergehenden Schwächephase ein."

GROKO KANN KOMMEN

    Nachdem sich die SPD-Mitglieder am Samstag mit überwältigender Mehrheit für die große Koalition ("GroKo) ausgesprochen haben, ist zumindest eine politische Unsicherheit aus dem Weg geräumt. Angela Merkel (CDU) wird jetzt höchstwahrscheinlich am Mittwoch erneut zur Kanzlerin gewählt. "Die GroKo kommt - das ist so sicher wie das Amen in der Kirche", war sich Marktexperte Robert Halver von der Baader Bank schon am Freitag sicher.

    Halver erhofft sich von der neuen Regierung vor allem weitere Fortschritte bei der Krisenbewältigung in Europa. Am Donnerstag und Freitag treffen sich die Staatschefs der Europäischen Union mit der dann wahrscheinlich erneut gekürten deutschen Kanzlerin. Dabei wird aller Voraussicht nach mit der Bankenunion ein wichtiger Meilenstein zur Aufarbeitung der Krise beschlossen und auf den Weg gebracht.

BÖRSEN BLEIBEN IM GRIFF DER NOTENBANKEN

    "Entscheidender für die Börsen ist aber 'Tapko' - ob nämlich das Tapering kommt", sagte Halver. Als Tapering wird ein Anziehen der geldpolitischen Zügel der US-Notenbank durch die Reduzierung ihrer konjunkturstützenden Anleihekäufe verstanden. Am Mittwochabend steht mit der Zinsentscheidung der US-Notenbank Federal Reserve das für die Märkte wichtigste Ereignis der Woche an. "Ben Bernanke dürfte die Katze aus dem Sack lassen", sagte Halver.

    Vor dem Jahresende biete sich dem Fed-Chef die Gelegenheit, mit homöopathischen Dosen auf die geldpolitische Bremse zu treten, damit dieses negative Thema nicht in das neue Jahr mitgeschliffen werde. Das hätten die Märkte aber schon eingepreist. "Wenn die Fed das zusammen mit der Bekräftigung langfristig niedriger Zinsen schön verpackt, könnte es auch eine Jahresendrally geben", so Halver.

STIMMUNGSINDIKATOREN AM MONTAG UND MITTWOCH

    Für Daniel Saurenz von Feingold Research ist eine strengere Geldpolitik aber noch immer nicht ausgemachte Sache und auch die Sitzung der Fed vor Weihnachten dürfte keine endgültige Klarheit bringen: "Die Adventszeit knüpft also nahtlos an das gesamte Jahr an und unterstreicht, dass 2013 das Jahr der Notenbanken war - auch für die Kurse bei Gold, Silber und Euro."

    "Die Börsen rechnen mit eine Drosselung der Anleihekäufe in den USA und der aktuelle Kursrutsch bietet neue Kaufgelegenheiten", hieß es bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Stimmungsumfragen legten nahe, dass viele bereits Dax-Niveaus um 9000 Punkte als attraktiv ansehen. Ist die Entscheidung der amerikanischen Notenbank erst verdaut, sollten sich Anleger wieder auf den sich konkretisierenden Aufschwung in der Eurozone konzentrieren.

    Hierzu sollten der LBBW zufolge die Markit-Einkaufsmanagerindizes am Montag mit einer leichten Verbesserung die richtigen Signale liefern. Zur Wochenmitte ergänze das ifo-Geschäftsklima das Bild - ein weiterer Anstieg wäre Balsam für die verunsicherten Börsianer. Am Freitag steht zudem der "Hexesabbat" an. An diesem Tag laufen an den Terminbörsen zahlreiche Futures und Optionen auf Aktien und Indizes aus. Zu diesen Terminen können Aktienkurse und auch Indizes ohne wichtige Unternehmens- oder Konjunkturnachrichten kräftig hin- und herschwanken./fat/la/kja

---Von Frederik Altmann, dpa-AFX---

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