13.04.2014 21:13:58

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Weltklimabericht

Bielefeld (ots) - Die Kernbotschaft passt in einen Satz: Das Weltklima ist zu retten, aber die Menschheit muss schnell und konsequent handeln. Alles schon mal dagewesen, alles schon gehört? Im Weltklimarat nichts Neues, könnte man meinen. Doch so einfach ist es nicht. Gewiss sind längst nicht alle Ungereimtheiten um den IPCC und die diversen internen Streitereien ausgeräumt. Auch werden jene, die dem menschengemachten Einfluss auf das Weltklima skeptisch gegenüberstehen oder diesen Einfluss leugnen, den neuesten Prognosen nichts Positives abgewinnen können und weiter behaupten: alles pure Panikmache, alles bloß Lobbyarbeit der Öko-Fundamentalisten. Und doch gibt es eine Wende, die bedeutsam sein könnte. Erstmals nämlich stellt der IPPC-Bericht die Ökonomie ins Zentrum seiner Betrachtungen. Argumentiert wird nicht mehr nur mit den Kosten einer umweltschädlichen Energiepolitik, sondern vor allem mit Potentialen einer grünen Energiegewinnung. So bleiben auch die errechneten Folgen für das Weltwirtschaftswachstum mit minus 0,06 Prozentpunkten jährlich erstaunlich gering. Man könnte auch sagen: Die Ansprache gilt nicht mehr den Gutmenschen, sondern sie zielt auf den Homo oeconomicus. Und man möchte hinzufügen: Endlich, denn es wird Zeit! Wenn die vergangenen Jahre der Klimadebatte eines gezeigt haben, dann ist es das: Moral allein reicht nicht, um die Menschen zu einem anderen Lebensstil zu bewegen. Das funktioniert schon nicht in den saturierten Gesellschaften des Westens und erst recht nicht in den aufstrebenden Schwellenländern, die lange genug Verzicht geübt haben und endlich mehr Wohlstand wollen. Anders gesagt: Die Sache muss sich lohnen, sonst läuft am Ende die allerbeste Moral ins Leere. Ob dieser Erkenntnisgewinn allerdings schon zum Durchbruch reicht, steht auf einem anderen Blatt. Denn die Zahlen sprechen eine ernüchternde Sprache: Die Jahre zwischen 2000 und 2010 waren das Jahrzehnt der Kohle. Nie zuvor hat die Menschheit für die Energiegewinnung so viel Treibhausgase in die Luft geblasen. Deutschland allein wird daran im Saldo gewiss nichts ändern. Aber das ehrgeizige Projekt der Energiewende ist weltweit ein vielbeachteter Gradmesser dafür, ob der ökonomische Ansatz trägt. In diesem Sinne kann Deutschland zum Vorbild werden - wenn, ja wenn die Energiewende gelingt. Blickt man jedoch auf die jüngsten Debatten um die Braunkohle-Förderung, sind Zweifel erlaubt. Der Weg zu einer umweltfreundlichen Energiepolitik bleibt weit. Der Weltklimarat kann ihn bestenfalls begleiten. Entscheiden und handeln aber muss die Politik. Und hier sind die Interessen oftmals so vielstimmig, wie es die Zahl der Akteure ist. Die Klimakonferenz 2015 in Paris wird zeigen, inwieweit die Politik bereit ist, wenn schon nicht Moral, so doch Vernunft zum Maßstab ihrer Entscheidungen zu machen.

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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261

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