05.11.2018 23:03:44
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Finke/zur Situation in der Möbelbranche
Bielefeld (ots) - Finke - jahrzehntelang galt dieser Name im
Hochstift und darüber hinaus als Synonym für ein wachsendes
Unternehmen, das mehr als solide dasteht. Von Finanzproblemen war in
der gesamten Zeit nie die Rede. Eine einzige Pressemitteilung hat am
Montag dieses heile Bild eines Unternehmers, der für die Stadt und
den Sport deutlich mehr war als nur ein Möbelhändler, komplett
zerstört. Derzeit sieht es sehr nach einem Scherbenhaus aus. »Finke
ist ein Sanierungsfall, Finke verliert jeden Tag Geld«: Deutlicher
kann man wohl nicht ausdrücken, wie es um das wichtige Paderborner
Aushängeschild des Einzelhandels steht. Und damit auch um die
Arbeitsplätze. Eine schockierende Nachricht, mit der niemand
gerechnet hat. Die wirtschaftliche Einordnung stammt nicht von
irgendwem. Möbelmulti Kurt Krieger ist ein Wegbegleiter Wilfried
Finkes, der das Paderborner Unternehmen wohl kaum mit der Absicht
gekauft hat, um es nahezu im nächsten Atemzug zu schließen und
abzureißen. Vielmehr darf man davon ausgehen, dass die
Möbel-Landkarte in Ostwestfalen-Lippe an dieser Stelle keinen weißen
Fleck behalten wird. Ein Neubau, von dem derzeit (offiziell) nicht
gesprochen wird, wird von vielen zumindest erwartet. Die Ankündigung
des Möbelunternehmers und Milliardärs Kurt Krieger steht übrigens im
krassen Gegensatz zu den Absichtserklärungen, die die
Geschäftsführung der Krieger-Gruppe bei ihrem ersten Besuch beim
Paderborner Bürgermeister Michael Dreier Ende August kundgetan hat.
Damals hieß es noch, dass Paderborn ein wichtiger Standort für die
Krieger-Unternehmensgruppe sei. Man wolle sich in Paderborn sogar
aktiv in die Stadtgesellschaft einbringen und beabsichtige, den Namen
Finke zu erhalten. Umso mehr stellt sich deshalb die Frage: Was ist
nur in der Zwischenzeit passiert? Die Finke-Gruppe ist an all ihren
Standorten intensiv analysiert worden. Dazu gehört offenbar auch,
dass die Bilanzen genauer unter die Lupe genommen worden sind.
Exorbitant hohe Kosten, die deutlich über dem Branchendurchschnitt
liegen, werden Finke nachgesagt. Nach Auskunft der Krieger-Vertreter
gegenüber der Belegschaft seien in den vergangenen Jahren Bilanzen
geschönt worden, in dem so genannte Einmal-Effekte - wie zum Beispiel
Immobilienverkäufe - die tatsächlichen Verluste der Finke-Gruppe
überdeckt hätten. Das sind schwere Vorwürfe, die noch aufgeklärt
werden müssen. Die Möbelhäuser im ganzen Land stehen seit Jahren
unter einem enormen Druck. Das zeigen die unerbittlichen
Rabattschlachten in der Branche. Gleichzeitig wächst auch im
Möbelsektor der Onlinehandel. Vor diesem Hintergrund dürfte das Ende
der Abwärtsspirale sicher noch nicht erreicht sein - ebenso wenig wie
das Ende der Konzentrationswelle.
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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Scholz Stephan Telefon: 0521 585-261 st_scholz@westfalen-blatt.de
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