14.01.2013 11:43:31

UPDATE: Übernahme von TNT Express durch UPS geplatzt

   -- UPS zieht Offerte für TNT Express zurück

   -- Aktienkurs von TNT Express bricht ein

   -- EU-Kommission wird Entscheidung noch offiziell mitteilen

   (NEU: Weitere Einzelheiten, Stellungnahme UPS, TNT Express, Marktreaktion)

   Von Christine Benders-Rüger

   Der US-Paketdienstleister UPS bläst die milliardenschwere Übernahme der niederländischen TNT Express ab. Die EU-Kommission will offenbar nach einem monatelangen Hin und Her die Transaktion wegen Wettbewerbsbedenken kippen. "Uns wurde mitgeteilt, dass die Behörde ein Verbot der Fusion vorbereitet", sagte UPS-Chef Scott Davis. Sein Konzern zeigte sich über die Position der Behörde sehr enttäuscht und will nun die Offerte für die Niederländer zurückziehen.

   TNT Express bekommt nun ein kleines Trostpflaster von 200 Millionen Euro für die gescheiterte Übernahme. Die Amerikaner gehen davon aus, dass die Kommission ihre Entscheidung demnächst offiziell mitteilen wird. Seit dem Frühjahr 2012 liegt der Übernahmeantrag bereits in Brüssel. An der Börse kommt das Scheitern der Übernahme am Morgen gar nicht gut an, der Aktienkurs von TNT Express bricht um 43 Prozent ein.

   Der US-Logistikriese UPS wollte in Europa expandieren und für TNT Express 5,2 Milliarden Euro auf den Tisch legen. Die Akquisition wäre nicht nur die größte gewesen, die UPS je getätigt hätte, sondern auch eine der größeren Transaktion im vergangenen Jahr. Insbesondere in Europa hatten die widrigen Bedingungen auch wegen der Schuldenkrise zuletzt mögliche Käufer abgeschreckt. UPS ist bereits der nach Umsatz größte internationale Logistiker vor FedEx und der Deutsche-Post-Tochter DHL. Bisher ist der US-Logistiker in Europa vergleichsweise schwach vertreten, dies sollte die Übernahme von TNT Express ändern. Die Niederländer selbst hatten Probleme, mit ihrer starken Ausrichtung auf Europa im internationalen Wettbewerb zu bestehen. TNT hatte sich 2011 in einen Express- und einen Briefbereich aufgespalten. Doch statt als kleiner, agiler Anbieter erfolgreicher zu werden, verlor TNT Express deutlich an Marktanteilen. Investoren begannen deshalb immer lauter, Veränderungen zu fordern.

   Größere Stolpersteine sah UPS beim Übernahmeangebot im Frühjahr 2012 zunächst nicht: Das Ja der Wettbewerbshüter galt als ziemlich sicher. In den vergangenen Monaten wurde dann aber deutlich, dass die EU-Kommission das Geschäft wohl nicht so einfach durchwinken würde. Sie rückte das umstrittene Thema des Marktanteils ins Zentrum ihrer Überprüfung. "Die geplante Transaktion verringert unter anderem die Zahl der Konzerne, die die europaweiten Paketnetzwerke kontrollieren, auf drei", erklärte EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia im Herbst. Nach Ansicht der Kommission verblieben nur noch DHL - der Paketdienst der Deutschen Post - und Federal Express als einzige ernsthafte Konkurrenten von UPS in Europa. Dabei ist Federal Express auch noch deutlich kleiner als seine beiden Wettbewerber.

   UPS bezweifelte allerdings vehement die EU-Position, dass der europäische Markt derzeit nur aus vier sogenannten "Integratoren" besteht. Das sind Firmen, die über umfassende Netzwerke im Luft- und Straßentransport verfügen und damit einen Rund-um-die-Uhr-Service bieten. Die Entgegnung von UPS auf das Argument der Kommission: Auf dem europäischen Markt tummeln sich Dutzende von Rivalen. Dazu zählten kleine und mittlere Paketdienstleister, Speditionen und die Expresszusteller der nationalen Postunternehmen. Als einen anderen "Integrator" sieht UPS außerdem das französische Postunternehmen DPD an, dessen Mutterkonzern GeoPost Group nach eigenen Angaben Europas drittgrößter Express-Paket-Zusteller ist. Der Markt ist nach Ansicht von UPS dermaßen dynamisch, dass die Großen der Branche für neue Aufträge typischerweise bis zu 25 Wettbewerber aus dem Feld schlagen müssen.

   Eine informierte Person sagte schon im Oktober, "eine Genehmigung der Transaktion wird zunehmend schwieriger" und ein Veto gegen die Übernahme sei nicht ausgeschlossen. Um die Bedenken der EU zu zerstreuen, sind UPS und TNT anschließend in die Offensive gegangen und haben der Behörde im Lauf der vergangenen Wochen immer mehr Zugeständnisse angeboten. So haben die Amerikaner angeboten, unter anderem TNT-Aktivitäten in einigen europäischen Ländern zu verkaufen. Dies hat dann aber letztendlich nichts gebracht: Die Wettbewerbshüter haben bis zum 5. Februar noch offiziell Zeit, die Übernahme zu genehmigen oder abzulehnen.

   UPS will nun nach vorne schauen und sich auf die Ausführung ihrer Wachstumsstrategie konzentrieren. Auch die Niederländer versuchen sich in Optimismus und wollen aus eigener Kraft wachsen. Die Spekulation um FedEx wiesen die Niederländer zurück. Einige Beobachter spekulierten im Frühjahr 2012, auch der US-Wettbewerber FedEx könnte ein Interesse an TNT Express haben und habe die Situation und genau verfolgt. In einem Telefoninterview sagte der Chef von TNT Express, FedEx sei während des Übernahmeprozesses nicht an das Unternehmen herangetreten. TNT Express werde sich nun auf seine "Stand-Alone-Strategie" konzentrieren.

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   January 14, 2013 05:12 ET (10:12 GMT)

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