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22.05.2016 18:45:00

Stada verschiebt Aktionärstreffen und zieht AR-Wahlen vor

   -- Hauptversammlung wird auf den 26. August verschoben

   -- Stada gewinnt mit Auswahlprozess mehr Kontrolle über die Besetzung des Aufsichtsrats

   -- Vorgeschlagene Kandidaten von Active Ownership wollen Bedenkzeit

(NEU: Weitere Informationen des Unternehmens, Aussagen eines Stada-Sprechers, Stellungnahme der Kandidaten von Active Ownership, Hintergrund) Von Klaus Brune FRANKFURT (Dow Jones)--Der Pharmakonzern Stada hat sich nach der prinzipiellen Einigung im Streit mit einem aktivistischen Investor etwas mehr Zeit verschafft, um bei der nächsten Hauptversammlung auf die Forderungen der Investorengruppe Active Ownership reagieren zu können. Zugleich hat der Pharmakonzern mit der Berufung eines Nominierungsausschusses wieder etwas mehr Kontrolle über die Neubesetzung des Aufsichtsrats gewonnen.

   Stada teilte am Sonntag mit, dass der Termin für die nächste Hauptversammlung auf den 26. August verschoben wird. Bei dieser Hauptversammlung sollen dann wie von Active Ownership gefordert mindestens drei Aufsichtsräte für eine Dauer von fünf Jahren gewählt werden. Ursprünglich sollte das nächste Aktionärstreffen schon am 9. Juni stattfinden, die Wahl der Aufsichtsratsmitglieder war aber erst für 2018 geplant.

Stada gewinnt mehr Kontrolle über Auswahlverfahren Bei der Suche nach Kandidaten für den Aufsichtsrat will Stada jedoch einen Nominierungsausschuss mit Unterstützung externer Berater einsetzen und damit nicht ohne weiteres die von Active Ownership vorgeschlagenen neuen Kontrolleure des Vorstands akzeptieren. Den Vorsitz über diesen Ausschuss soll zudem das Aufsichtsratsmitglied Dieter Koch übernehmen. Koch ist einer jener langjährigen Mitglieder des Gremiums, die Active Ownership eigentlich gerne aus dem Aufsichtsrat verdrängen möchte. Koch sei vom Aufsichtsrat von Stada für dieses Vorhaben vorgeschlagen worden, erklärte ein Sprecher von Stada am Sonntag auf Anfrage.

   Bei der Auswahl geeigneter Kandidaten sollen Sachkenntnis, die persönliche Eignung und die Unabhängigkeit der Kandidaten eine Rolle spielen, teilte Stada am Sonntag mit. Da mit diesem Verfahren die langfristige Zwei-Säulen-Strategie von Stada gesichert werde, sei das sicherlich im Interesse von Active Ownership, erklärte der Stada-Sprecher am Sonntag. Für diese Strategie, gleichermaßen auf Nachahmerprodukte und anerkannten Markennamen zu setzen, habe Stada von seinen Aktionären in den letzten Wochen sehr viel Rückendeckung erhalten, fügte der Sprecher hinzu.

Active-Ownership-Kandidaten wollen Bedenkzeit Mit dem Nominierungsverfahren und der Bestellung von Koch nimmt Stada den kritischen Aktionären jedoch eindeutig etwas Wind aus den Segeln. Denn am 13. Mai hatte Active Ownership eigentlich schon selbst drei neue Kandidaten für den Aufsichtsrat vorgeschlagen: Mit Klaus-Joachim Krauth, ehemaliger Finanzchef des Pharmaherstellers Hexal, und Ulrich Wandschneider, ehemaliger Chef des Klinikbetreibers Asklepios Kliniken, zwei unabhängige Kandidaten sowie mit Klaus Röhrig den Gründungspartner von Active Ownership Capital.

   Ob diese drei Nominierten sich jetzt tatsächlich um ein Amt im Aufsichtsrat bewerben, ist nach der Entwicklung vom Sonntag wieder etwas unklarer geworden: Die drei Kandidaten haben auf Nachfrage von Stada "um Bedenkzeit gebeten, ob sie sich diesem Prozess stellen wollen", heißt es in einer separat verbreiteten Pressemitteilung von Stada vom Sonntag.

   Mit dem Nominierungsausschuss und der Betonung des Themas Sachkenntnisse greift Stada Forderungen von Active Ownership auf und macht sie sich zu eigen. Denn Active Ownership hatte eigentlich argumentiert, dass der derzeitige Aufsichtsrat, der sich vorwiegend aus Ärzten und Apothekern zusammensetzt, nicht mehr zu dem international aufgestellten Unternehmen passe. Doch mit den festgelegten Auswahlkriterien, darunter Unabhängigkeit und die Befolgung der international anerkannten Regeln der guten Unternehmensführung ("Good Governance") ergreift Stada die Möglichkeit, die von Active Ownership vorgeschlagenen Kandidaten einer eigenen Prüfung unterziehen zu können.

Stada als Objekt von Übernahme-Spekulationen Die Neubesetzung des Aufsichtsrats ist dabei aber nur eines der Ziele von Active Ownership. Der aktivistische Aktionär möchte zudem die bislang eingesetzten vinkulierten Namensaktien von Stada, die nur mit Zustimmung der Aktiengesellschaft übertragen werden können, durch normale Namensaktien ersetzen. Damit würde es künftig leichter werden, ein feindliches Übernahmeangebot für Stada abzugeben.

   In der Branche war darüber spekuliert worden, dass ein aktivistischer Aktionär mit einer starken Minderheitsbeteiligung den Vorstand von Stada dazu zwingen könnte, strategische Optionen wie etwa einen Verkauf des Unternehmens in Erwägung zu ziehen. Angesichts der Konsolidierung in der Generika-Branche ist Stada schon seit geraumer Zeit Gegenstand von Übernahmespekulationen. Aktuell liegen gut 68 Prozent der Aktien in den Händen von institutionellen Investoren. Rund 32 Prozent werden von privaten Investoren gehalten, darunter rund 10 Prozent im Besitz von Apothekern und Ärzten.

   Nach dem Schachzug vom Sonntag hat Stada wieder etwas mehr Kontrolle über das Verfahren zur Bestimmung seiner Kontrolleure und damit sein eigenes Schicksal gewonnen. Entsprechend zufrieden zeigte sich auch der Vorstand des Pharmaunternehmens: "Wir begrüßen den zukunftweisenden Beschluss des Aufsichtsrats, die erfolgreiche Wachstumsstrategie von Stada bei Generika und Markenprodukten durch eine wesentliche personelle Erneuerung des Gremiums zu unterstützen", erklärte Vorstandschef Hartmut Retzlaff am Sonntag.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com DJG/kgb

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   May 22, 2016 11:23 ET (15:23 GMT)

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