17.03.2017 22:41:56
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Schwäbische Zeitung: Merkel ist eben nicht May - Leitartikel zu Merkel bei Trump
Wladimir Putin mag hinter verschlossenen Kreml-Türen über sie spotten, er hört der Bundeskanzlerin immerhin zu. Italiens damaliger Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat erfahren müssen, dass Merkels Beharrlichkeit stärker wiegt als irgendwelche Kaspereien. Selbst George W. Bush hat 2006 bei einem G-8-Gipfel in Sankt Petersburg Merkels freundliche Bestimmtheit kennengelernt: Als er vor laufenden Kameras die Schultern der sitzenden Merkel massierte, stand er da wie ein kleiner Junge, der beim Übergriff auf die Klassensprecherin ertappt wurde.
Solche Stimmungen und Äußerlichkeiten sind auch in der Politik sehr oft bedeutsamer als die Fernsehbilder glauben machen. Ob die Chemie zwischen zwei Menschen stimmt, kann auf Ebene der Regierungschefs über Börsenkurse, gemeinsame Ziele oder zukünftige Feindschaften entscheiden. Die Bundeskanzlerin wird sich darum sehr genau beraten und überlegt haben, wie sie mit einem Präsidenten umgeht, dessen verbale Übergriffigkeit sie schnell in Verlegenheit bringen und die transatlantischen Beziehungen gefährden könnte.
Trotz aller Unkenrufe nach der Wahl Trumps wird das transatlantische Verhältnis weiterbestehen, nicht zuletzt, weil Merkel auch gegenüber Trump nicht von ihrer Verbindlichkeit abzurücken bereit ist. Die Beharrlichkeit und Authentizität einer Politik der ruhigen Hand erweist sich als dauerhafter als großmaulige Sprunghaftigkeit. Wenn Donald Trump das - zumindest unterbewusst - verstanden haben sollte, hat sich Merkels Reise über den Großen Teich gelohnt.
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