27.02.2018 23:13:42
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Rheinische Post: Kommentar / Schluss mit Augen zu und durch = Von Birgit Marschall
Um zu verhindern, dass ein Flickenteppich unterschiedlicher
Regelungen in den Städten entsteht, ist der Druck auf die mögliche
große Koalition immens gewachsen, zu einer bundeseinheitlichen
Regelung durch die "Blaue Plakette" zu kommen. Sie ist im
Koalitionsvertrag nicht vorgesehen. Diese Verweigerungshaltung aber
nach der Devise: Augen zu und durch - kann sich die Koalition jetzt
nicht mehr leisten. Zu Recht fordert der Städtetag diese Plakette.
Zwei Argumente dafür sind nicht zu entkräften: Erst durch das blaue
Zeichen auf den Windschutzscheiben würden Fahrverbote für die Polizei
überhaupt kontrollierbar. Und nur mit der Plakettenpflicht gäbe es
einheitliche Regeln. Der Aufwand für Autofahrer und Kommunen ließe
sich nur so begrenzen.
Das Urteil trifft vor allem die Dieselfahrer, von denen viele erst vor Kurzem im guten Glauben ein Fahrzeug mit der Abgasnorm Euro 5 erworben haben. Ihre Autos verlieren gerade nicht nur rasant an Wert. Bald könnten sie auch nicht mehr überall gefahren werden. Dringende Aufgabe der Bundesregierung ist es daher, die Autoindustrie zu zwingen, diesen Kunden die kostenlose Hardware-Nachrüstung ihrer Fahrzeuge zu ermöglichen. Die Industrie hat schließlich nicht nur zu lange stur auf die Dieseltechnologie und zu starke Motoren gesetzt. Schlimmer, sie hat die Öffentlichkeit getäuscht, indem sie auch noch Schummel-Software einbaute.
Die Autohersteller haben trotz des Dieselskandals zuletzt wieder hohe Gewinne erzielt. Sie sollten einen beträchtlichen Teil davon verwenden müssen, um Dieselfahrer nicht auf dem Schaden sitzenzulassen. Die Ignoranz, die die Autoindustrie in diesem Skandal an den Tag legt, ist an sich schon wieder ein Skandal. Nach dem Urteil hat sie eine weitere Chance, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Es wäre ein Armutszeugnis auch der neuen Regierung, wenn am Ende doch wieder die Steuerzahler für einen Schaden aufkommen müssten, den andere - aktiv die Industrie, passiv die Politik - verursacht haben.
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Pressekontakt: Rheinische Post Redaktion
Telefon: (0211) 505-2621
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