09.01.2015 20:37:58
|
Rheinische Post: Kommentar / Gegen den Krieg der Zivilisationen = Von Matthias Beermann
Düsseldorf (ots) - Für Frankreich ging es gestern darum, drei
Terroristen unschädlich zu machen. Ab heute geht es darum, jenen
Krieg der Zivilisationen zu vermeiden, den die Extremisten an den
Rändern der Gesellschaft heraufbeschwören wollen. Wie nahe sich diese
Brandstifter ihrem Ziel wähnen dürfen, zeigen nicht nur die
Racheakte, die das Massaker von Paris provoziert hat: Schmierereien
an Moscheen, eingeworfene Scheiben, verprügelte Muslime. Die Malaise
sitzt tiefer. Die republikanische Gebetsformel von der "Freiheit,
Gleichheit, Brüderlichkeit", dieser Gencode des französischen
Gesellschaftsvertrags, sie klang zuletzt sehr hohl. Immer
unübersehbarer wurden die Risse in der französischen Gesellschaft,
die sich nicht mehr nur entlang sozialer, sondern auch kultureller
und ethnischer Grenzen auftaten. Aber die Politiker, ganz besonders
auf der Linken, leugneten lange, was im republikanischen
Selbstverständnis nicht sein durfte. Und die Menschen schauten weg,
entweder aus falsch verstandener politischer Korrektheit oder aber
aus Gleichgültigkeit. So löste antijüdische Hetze aus der
muslimischen Ecke, zuletzt auch mehrfach Gewaltakte gegen jüdische
Mitbürger nicht den Aufschrei aus, den sie eigentlich verdient
hätten. Das ist ein Klima, in dem die Radikalen irgendwann die
Richtung des Handelns diktieren. Wenn sich dies nicht ändert, droht
die französische Gesellschaft auseinanderzubrechen. Zwar wird nun der
Schulterschluss zwischen allen Bürgern beschworen, gleich welcher
Herkunft und Konfession. Aber Appelle allein reichen nicht. Wenn die
Franzosen ihre Werte bewahren wollen, müssen sie die Augen aufmachen
und handeln. Frankreichs Muslime haben ja vollkommen recht, wenn sie
sagen, dass man sie nicht für die perversen Terroristen
verantwortlich machen darf, die im Namen ihrer Religion morden.
Trotzdem müssen die Imame jetzt mehr Verantwortung übernehmen, um das
Abgleiten junger Menschen in den Fanatismus zu verhindern. Denn wer
wird irgendwann noch auf jene Besonnenen hören, die betonen, dass die
Mörder im Namen Allahs nicht das wahre Gesicht des Islam darstellen,
wenn deren Worte ständig von den Schreien der Terror-Opfer übertönt
werden? Killer, die eine Blutspur im Namen des Islam ziehen, arbeiten
so Hand in Hand mit jenen, die die "Islamisierung des Abendlands"
heraufbeschwören. Beide locken mit scheinbaren Gewissheiten in einer
sich rasant wandelnden Welt. Das wiederum ist kein rein französisches
Phänomen. Auch wir Deutschen sollten uns klarmachen, was auf dem
Spiel steht, wenn wir diese Zerreißprobe nicht bestehen.
OTS: Rheinische Post newsroom: http://www.presseportal.de/pm/30621 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30621.rss2
Pressekontakt: Rheinische Post Redaktion
Telefon: (0211) 505-2621
Der finanzen.at Ratgeber für Aktien!
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!