16.03.2021 20:33:39
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Großer Plan, großes Risiko, ein Kommentar von Carsten Steevens zu
Volkswagen
Frankfurt (ots) - Dank der schnellen Erholung des weltgrößten Automarkts China,
eines robusten Premiumauto-Segments und Finanzdienstleistungsgeschäfts hat
Volkswagen das Coronajahr ohne große Blessuren hinter sich gelassen. Die
Pandemie ist noch nicht ausgestanden. Damit verbundene Risiken, die etwa aus den
Engpässen bei Halbleiterkomponenten in der Autoindustrie resultieren, sorgen
aktuell für Unsicherheit. Doch aus Anlegersicht hat die Covid-19-Pandemie ihren
Schrecken weitgehend verloren, wie der Kursaufschwung der VW-Aktie in den
vergangenen Wochen auf den höchsten Stand seit Frühjahr 2015 belegt.
Anstatt der kurzfristigen Liquiditätssicherung wie noch vor Jahresfrist gilt der
Fokus in Wolfsburg inzwischen vor allen Dingen wieder dem kostspieligen Umbau
vom traditionellen Fahrzeugbauer zum softwaregetriebenen Mobilitätsanbieter.
Das zeigen allein die Ankündigungen in dieser Woche, zur Sicherung des
Batteriezellenbedarfs gemeinsam mit Partnern in Europa den Aufbau von sechs
Gigafabriken voranzutreiben und die Plattformstrategie über die
Fahrzeugproduktion hinaus auch in den Bereichen Vernetzung und Software,
Batterie und Laden sowie bei Mobilitätsdiensten anzuwenden. Das Motiv von
Europas größtem Fahrzeugbauer: Komplexität im Zwölfmarkenreich reduzieren,
Skaleneffekte und Synergien zwischen den Marken realisieren und den Wandel
beschleunigen.
Volkswagen will Größe und Markenverbund nutzen, um Kostenvorteile zu erzielen,
um - mit staatlicher Unterstützung - die Elektrooffensive zu forcieren und
strengere CO2-Grenzwerte zu erreichen. Vor allem aber soll der große
technologische Rückstand vor allem bei Software etwa im Vergleich mit Tesla
schrumpfen. Der Börsen-Hype um den US-Elektroautobauer, der als Tech-Unternehmen
bewertet wird, erhöht den Druck - und das Risiko.
Sosehr etwa Projekte zur Reduzierung von Fix- und Materialkosten plausibel
erscheinen, um mit ausreichender Rentabilität den Umbruch aus eigener Kraft
stemmen zu können, sosehr erweisen sich Umbruch und Tempo als Stressfaktoren für
den Konzern. Mit dem eingeschlagenen Kurs weg vom Verbrennungsmotor, der zur
Finanzierung des Wandels noch benötigt wird, zum Elektroantrieb und zum Aufbau
der Softwarekompetenz kann VW inzwischen am Kapitalmarkt immer mehr überzeugen,
wie zahlreiche Kaufempfehlungen und erhöhte Kursziele zeigen. Glaubwürdigkeit
muss der Konzern mit der Umsetzung seiner Pläne aber noch weiter untermauern.
(Börsen-Zeitung, 17.03.2021)
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