21.09.2021 20:06:38
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OTS: Börsen-Zeitung / Ende des Honeymoons / Kommentar zu den ...
Ende des Honeymoons / Kommentar zu den handelspolitischen Folgen des
amerikanischen U-Boot-Deals von Andreas Heitker.
Brüssel (ots) - Aukus, die neue Indopazifik-Allianz der USA mit Großbritannien
und Australien, und damit einhergehend der geplatzte französische U-Boot-Deal
schlagen in der EU weiterhin hohe Wellen. Denn es geht hier ja nicht um die
vielen Milliarden, die der Reederei Naval und den anderen beteiligten
Unternehmen - wie etwa der Thyssenkrupp-Tochter Atlas Elektronik - durch die
Lappen gehen. Es geht um die Handelspolitik der Europäischen Union insgesamt und
um die globalen Ambitionen Europas, die Kommissionspräsidentin Ursula von der
Leyen erst in der vergangenen Woche in ihrer Rede zur Lage der EU formuliert
hat. Dass die Aukus-Partnerschaft in der vergangenen Woche die nahezu zeitgleich
in Brüssel verkündete neue Indopazifik-Strategie der EU ad absurdum führte, hat
viel Porzellan zerschlagen. Für die völlig überrumpelte EU-Kommission war dies
ein Desaster.
Die ersten Auswirkungen sind jetzt schon zu sehen: Frankreich fordert eine
Aussetzung der Handelsgespräche mit Australien. Dazu wird es wohl nicht kommen,
aber komplizierter wird das angestrebte Freihandelsabkommen allemal - obwohl
Australien eigentlich ähnliche Interessen und Werte wie die EU hat und damit als
idealer Partner gilt. Aber andererseits: Was heißt das schon? Über Kanada hatte
man Ähnliches gesagt. Trotzdem ist Ceta - das "Goldstandard-Abkommen" - bis
heute nicht fertig ratifiziert. Auch Deutschland hat diesen Schritt noch nicht
geschafft.
Australien steht auf der EU-Liste der Handelspartner nur auf Platz 18. Das
Volumen der Ex- und Importe ist begrenzt. Anders sieht es natürlich mit den USA
aus. Der Amtsantritt von Joe Biden als Präsident hatte bei vielen in Europa
Hoffnung auf eine Neubelebung der transatlantischen Beziehungen ausgelöst. Bei
den Debatten über Stahlzölle, dann beim Abzug aus Afghanistan und jetzt bei der
Aukus-Allianz zeigt aber auch Biden, dass er im Zweifelsfall wenig Rücksicht auf
den Partner EU nimmt und knallharte Interessenspolitik betreibt.
Handelspolitiker in Brüssel stellen in diesen Tagen ernüchtert fest: "Der
Honeymoon ist vorbei."
Eine wichtige Chance, den Gesprächsfaden nicht schon wieder abreißen zu lassen,
ist der im Juni von der EU und den USA beschlossene gemeinsame Handels- und
Technologierat, der am 29. September erstmals in Pittsburgh tagen soll. In
Brüssel wird mittlerweile aus Ärger offen darüber diskutiert, den Termin platzen
zu lassen. Dies wäre aber dumm: Verlorenes Vertrauen lässt sich so sicher nicht
zurückholen.
(Börsen-Zeitung, 22.09.2021)
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