25.08.2015 20:40:40

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Börsen-Zeitung: So heil ist die Welt nicht, Kommentar zu den Bilanzen

der Banken von Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots) - Die Welt scheint, politisch betrachtet, aus den

Fugen zu geraten: Nahost, Griechenland, Ukraine et al. Wirtschaftlich

gesehen wanken Riesen wie China und Brasilien, womöglich einerseits

ganz Asien, andererseits alle Schwellenländer. An den Finanzmärkten

leiden die Akteure derweil wieder mal unter fortschreitender

Schnappatmung. Und Deutschlands Banken? Sie leben, auf den ersten

Blick, in einer heilen Welt. Gewiss nicht alle. Namentlich

Branchenprimus Deutsche Bank hat seine sehr spezifischen Probleme.

Aber doch für sehr weite Teile des hiesigen Kreditgewerbes gilt das

Zitat aus Fred Zinnemanns Thriller "Der Schakal" aus dem Jahr 1973:

"Krise? Welche Krise?"

Der Eindruck, dass die Bankenwelt hierzulande allen Widrigkeiten -

man denke nur an das bizarre Zinsumfeld - und vielfach maßlos

übertriebenen Aufgeregtheiten zum Trotz mindestens einigermaßen in

Ordnung ist, wird durch die am Dienstag vorgelegten Halbjahreszahlen

von LBBW und DekaBank nachdrücklich bestätigt. Und auch die an diesem

Mittwoch folgenden Zwischenberichte der DZ Bank und der Helaba, die

ihr letztes Zahlenwerk unter der Ägide des bald in den Ruhestand

gehenden Vorstandsvorsitzenden Hans-Dieter Brenner präsentiert,

dürften diese Wahrnehmung eher noch bekräftigen, als sie zu

relativieren.

Dabei strotzen die Banken des Sparkassenlagers, die ja teilweise

in der Tat noch vor wenigen Jahren ums Überleben kämpften - die LBBW

etwa musste 2009 von Trägern und Steuerzahlern mit fast 18 Mrd. Euro

frischem Eigenkapital und Risikoabschirmung vor dem Kollaps bewahrt

werden -, heute weniger vor Ertrags- als vor Kapitalkraft. Deka und

LBBW zeigen aktuell harte Kernkapitalquoten von mehr als 13%

respektive 14% unter voller Anwendung der erst von 2019 an geltenden

Regeln. Die Gesamtkapitalquote der größten deutschen Landesbank

oszilliert sogar um 20%. Damit nähert man sich Dimensionen, bei denen

der Untergang des Abendlandes dräuen sollte, hätte man frühere

Warnungen mancher Banker zu pari bewertet.

Freilich: All das ist eine Momentaufnahme. Sämtliche

Zwischenergebnisse stehen unter dem Vorbehalt weiterer Markt- und

politischer Turbulenzen. Auch unabhängig davon ist die deutsche

Bankenwelt mitnichten so heil, wie sie auf den ersten Blick

erscheinen mag. Hier und da gibt es durchaus noch teure Baustellen

und vielleicht Abschreibungsnotwendigkeiten, auch bei den

Kreditgenossen. Das Schöne ist: Zurzeit kann man sich's leisten.

Eigentlich ein Grund mehr, allfällige Strukturveränderungen nicht

weiter auf die allzu lange Bank zu schieben.

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