22.12.2014 20:50:48

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Börsen-Zeitung: Resterampe, Kommentar zur Telekom von Heidi Rohde

Frankfurt (ots) - Die Deutsche Telekom füllt ihre Resterampe. Mit

dem geplanten Verkauf der Online-Aktivitäten zieht der Bonner Konzern

die längst überfällige Konsequenz aus seinen ebenso teuren wie

erfolglosen Bemühungen um Innovation im Portal- und Contentbereich,

die zuvor schon einige Komplettabschreibungen - unter anderem für

Musicload - gezeitigt hatten. Dass andere für T-Online oder den

Werbevermarkter Interactive Media mehr Ideen haben, bezeichnen

Spötter als Armutszeugnis für die Telekom. Indes kommen die Ideen der

anderen dem Unternehmen in Gestalt in einer komfortablen

Verkäuferposition zugute. Die Reste werden nicht zu Tiefstpreisen,

sondern vielmehr zu Mondpreisen angeboten. - Und sie werden mitunter

zu solchen verkauft.

Um die vor Jahresfrist abgestoßene Scout 24 balgte sich eine ganze

Reihe von Kaufinteressenten, darunter auch der Springer-Verlag, der

jetzt erneut als Interessent für T-Online im Rennen ist. Im

Bieterkampf um Scout setzte sich schließlich Hellman & Friedman

durch. Die Private-Equity-Gesellschaft zahlte 1,5 Mrd. Euro für 70%

an Scout, so dass sich die Gesamtbewertung auf das 23-fache operative

Ergebnis des Portalbetreibers belief.

Nun schickt sich die Telekom an, dieses Kunststück zu wiederholen.

Ob Springer, für deren Online-Portfolio die Aktivitäten der Telekom

eine gute Ergänzung wären, erneut in einen Bieterkampf ziehen müsste,

ist noch offen. Das Verlagshaus hat just angekündigt, sich durch eine

Wandlung der Unternehmensform mehr finanziellen Spielraum für

Akquisitionen verschaffen zu wollen. Die Berliner sind

zahlungskräftig aber nicht unbedingt immer zahlungsbereit, wie die

Verhandlungen bei Scout gezeigt haben.

Immerhin darf die Telekom auch für ihre Online-Aktivitäten auf

Interessen von Private-Equity-Gesellschaften hoffen, denn diese haben

einerseits mitunter erheblichen Anlagedruck, andererseits sind

Kaufgelegenheiten zunehmend rar. Gerade in Deutschland haben viele

Konzerne ihr Portfolio bereits aufgeräumt.

Die Telekom hat die Erlöse aus den Randaktivitäten für die

Stärkung des Kerngeschäfts verplant, das künftig auf netzbasierte

Dienste fokussieren soll. Dafür rüstet der Konzern massiv auf. Ein

komplett IP-basiertes paneuropäisches Netz soll die Grundlage für die

von Konzernchef Timotheus Höttges propagierte "Steckerleiste" sein,

eine Plattform für die Ideen und Innovationen der anderen, denen die

Telekom gegen Bezahlung Reichweite verschafft. Noch ist auf der

Leiste allerdings viel Platz.

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