29.09.2014 20:49:47
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OTS: Börsen-Zeitung / Börsen-Zeitung: Pekings Alptraum, Kommentar zu Hongkong ...
Börsen-Zeitung: Pekings Alptraum, Kommentar zu Hongkong von Ernst Herb
Frankfurt (ots) - Auf dem internationalen Finanzplatz Hongkong ist
der Streit über eine Wahlrechtsreform zu Straßenkrawallen eskaliert.
Davon wurde am Montag besonders die Innenstadt tangiert, wo die
Börse, die meisten Banken und andere wichtige Finanzintermediäre
angesiedelt sind.
Der Hauptindex verlor am Montag zeitweise über 4%, doch ging er
nur 1,9% im Minus aus dem Handel. Zur Beruhigung der Lage trug ein
Kommuniqué der Hong Kong Monetary Authority (HKMA) bei, die im
Bedarfsfall die Bereitstellung von zusätzlicher Liquidität versprach.
Die Quasi-Zentralbank der wirtschaftlich autonomen chinesischen
Sonderverwaltungsregion wies gleichzeitig darauf hin, dass das
Finanzsystem weitgehend normal funktioniere.
Am Montag blieben lediglich Bankfilialen geschlossen, die in der
Nähe von neuralgischen Punkten liegen. Unter vorausschauender Führung
der HKMA haben denn auch schon Mitte des Sommers alle
systemrelevanten Finanzakteure der Stadt für die Eventualität größer
ziviler Unruhen Notfallpläne ausgearbeitet. So arbeiteten am Montag
strategisch wichtige Mitarbeiter zum Teil von zu Hause aus.
Gestritten wird in Hongkong über die Frage, wer sich in den 2017
anstehenden Wahlen des lokalen Regierungschefs als Kandidat
aufstellen lassen kann. Die Lage spitzt sich dabei seit langem zu.
Eine baldige Beruhigung ist zurzeit unwahrscheinlich. Zwar strebt die
Polizei mit ihrem bisher zurückhaltenden Vorgehen eine Deeskalation
an. Aber die Zentralregierung in Peking hat zu verstehen gegeben,
dass sie an der umstrittenen Wahlrechtsreform festhalten will.
Mittlerweile hat sich die Situation nicht nur wegen der gewaltsamen
Ausschreitungen, sondern auch wegen der Forderung der Opposition nach
dem Rücktritt von Regierungschef Leung Chung-ying kompliziert.
Die erhöhten politischen Spannungen kommen inmitten einer deutlich
abkühlenden Konjunktur. Gegenwind erhält Hongkong nicht nur von den
sich - wie von der Regierung gewollt - abschwächenden
Immobilienpreisen, sondern auch von der nachlassenden Kauffreude der
Touristen aus Festland-China. Die Asiatische Entwicklungsbank hat
ihre Wachstumsprognose für 2014 von 3,7 auf noch 2,5% nach unten
korrigiert. Das Hongkonger Brokerhaus CLSA wies Mitte September in
einer Studie darauf hin, dass Hongkong wegen seines in den
vergangenen Jahren besonders schnellen Kreditwachstums und der seit
2008 um mehr als 100% gestiegenen Immobilienpreise in besonderem Maße
von Zinserhöhungen in den USA betroffen sein wird.
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