01.07.2015 20:56:39

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Börsen-Zeitung: Flaute wegen Griechenland, Kommentar zum deutschen

IPO-Markt von Dieter Kuckelkorn

Frankfurt (ots) - Da sage noch einer, die sich immer weiter

verschärfende Griechenland-Krise habe kaum Auswirkungen auf die

Kapitalmärkte. Zumindest was den deutschen Markt für Initial Public

Offerings (IPO) betrifft, sieht es schlecht aus: Es droht zumindest

kurzfristig ein echter Kahlschlag. Reihenweise sagen derzeit

Börsenkandidaten ihren Sprung aufs Parkett ab. Zu diesen zählen der

Modehändler CBR, der Berliner Wohnimmobilien-Investor Ado Properties

und die Deutsche Pfandbriefbank. Chorus Clean Energy hat die

Erstnotierung von diesem Freitag auf den 13.Juli verschoben. Nur

Elumeo will geht mit halber Kraft an die Börse.

Damit haben sich die Perspektiven für den deutschen IPO-Markt

eingetrübt, auch wenn Banken und Berater weiter Optimismus

ausstrahlen. Dass es ausgehend von den 19 Börsengängen im vergangenen

Jahr 2015 zu einer nennenswerten Belebung kommt, ist zweifelhaft

geworden. Letztlich wird es davon abhängen, wie lange die

Spitzenpolitiker der Eurozone noch brauchen, bis sie sich im

griechischen Schuldenstreit zu einer für alle Seiten tragfähigen

Lösung durchringen.

Ein Blick über die deutschen Grenzen zeigt indes Erstaunliches: In

anderen europäischen Ländern ist man mutiger - sogar in

Peripherieländern wie Spanien. Am Mittwoch hat sich dort die

baskische Telefongesellschaft Euskatel erfolgreich an die Börse

gewagt.

Dies lässt vermuten, dass neben den Griechenland-Ängsten

strukturelle Probleme den deutschen IPO-Markt am Boden halten. Darauf

deuten auch Marktdaten hin: In Europas bedeutendster Volkswirtschaft

fanden im ersten Halbjahr gerade einmal 9% aller europäischen

Börsengänge statt.

Dass hierzulande bei Börsengängen sehr schnell der Stöpsel gezogen

wird, hat unter anderem damit zu tun, dass oft reife Gesellschaften

an die Börse gebracht werden. Bei diesen Transaktionen wollen

Familienaktionäre, Private Equity oder sonstige Finanzinvestoren hohe

Summen herausschlagen und überreizen daher leicht. In den USA

hingegen sehen kleinere und jüngere Firmen den Börsengang mehr als

eine Eintrittskarte - in der Überzeugung, dass die Gründer in

weiteren Platzierungen auf ihre Kosten kommen, wenn der Auftakt eher

verhalten lief. Auch in vielerlei anderer Hinsicht präsentiert sich

der deutsche IPO-Markt deutlich rigider als beispielsweise der

amerikanische.

Derzeit ist in Europa der Ruf nach Strukturreformen en vogue. Hier

ist ein Bereich, wo sie wirklich vonnöten sind.

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