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21.10.2016 20:36:39

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Börsen-Zeitung: Das Risiko der Saudi-Bonds, Marktkommentar von Kai

Johannsen

Frankfurt (ots) - Der atemberaubende Bond-Deal Saudi-Arabiens in

der gerade zu Ende gegangenen Woche - mit 17,5 Mrd. Dollar die

bislang größte Anleihetransaktion eines Schwellenlandes - ist ein

voller Erfolg gewesen. Zumindest für Saudi-Arabien. Denn die Saudis

sind nun auch auf den Zug aufgesprungen und haben den Trend an den

weltweiten Bondmärkten hin zu immer tieferen Anleihezinsen für sich

genutzt. Besser hätte diese Debüt gar nicht ausfallen können, die

Investoren rissen sich um die Bonds.

Um eines klarzustellen: Es ist zwar das Erstlingswerk der Saudis,

es wurden aber auch schon andere Ölstaaten in diesem Jahr vorstellig

bei den Bondinvestoren. Bahrain, Abu Dhabi, Oman und Katar haben

Bonds emittiert. Doch diese vier zusammen brachten es auf ein Volumen

von insgesamt rund 20 Mrd. Dollar, da ist die Größenordnung von

Saudi-Arabien schon eine andere Liga.

Und man muss sich einmal auf der Zunge zergehen lassen, welche

Konditionen die Saudis einbuchen konnten. Für die fünfjährige

Laufzeit zahlen sie einen Kuponzins von 2,375 Prozent, für zehn Jahre

3,25 Prozent und für 30 Jahre Laufzeit brauchten sie den Anlegern nur

noch einen Kupon von 4,5 Prozent auf das Ticket zu schreiben. Als im

vorigen Jahr die Sorgen um die Emerging Markets hochkochten und die

Anleger in Scharen davonliefen, hätten Saudi-Arabien und andere

Ölstaaten mit solchen Konditionen sich gar nicht erst auf den Weg zu

den Investoren zu machen brauchen, da hätten sie mit höheren Zinsen

locken müssen. Nun aber performen die Assets dieser Länder wieder,

die Investorenstimmung hat gedreht, und das Geld sitzt bei vielen

Adressen locker. Und wenn noch ein kleiner Aufschlag über den

US-Staatsanleihen zu verdienen ist, dann fließt das Geld in Strömen.

Anders ist es nicht mehr zu beschreiben.

Aber schaut sich irgendein Investor mal die mit diesen Assets,

sprich Bonds verbundenen Risiken auch mal an, und zwar nicht nur im

Spread- oder Renditevergleich zu anderen Staaten, die ja

bekanntermaßen auch nichts mehr an Zinsen bezahlen?

Selbstverständlich werden Ölstaaten wie Saudi-Arabien nicht morgen

alle zusammen den Gemeinschaftsbankrott erklären und damit die

Ratingagenturen für die Anleihen dieser Länder den Default erklären.

Aber man sollte sich schon die eine oder andere Entwicklung in diesen

Ländern mal durch den Kopf gehen lassen und sich fragen, ob für 30

Jahre Laufzeit 4,5 Prozent eine adäquate Kompensation des Risikos

darstellen. Das Asset, das diese Länder haben, ist bekanntlich im

Wesentlichen das Öl.

Der Ölpreisrückgang, der Mitte 2014 einsetzte, bescherte

Saudi-Arabien bereits für 2015 das Rekordhaushaltsdefizit von 98 Mrd.

Dollar oder 15 Prozent der Wirtschaftsleistung. Und wie lange diese

Staaten von ihrem Asset noch leben können und vor allem zu welchem

Preis sie es in den kommenden Jahren verkaufen können - wo steht der

Preis wohl in zehn oder 30 Jahren? -, wissen vermutlich auch die

ölexportierenden Staaten nicht. Des Weiteren sollte man sich auch mal

überlegen, wie gut die Ölstaaten noch eine Kontrolle über die

Preisgestaltung für ihr Asset haben. Richtig groß ist der

Zusammenhalt und die Preissetzungsmacht der Opec offenkundig nicht.

Man muss sich ja nur die gescheiterten Verhandlungen ins Gedächtnis

rufen.

Und noch etwas sollte Anleger nachdenklich stimmen. Die

Devisenreserven Saudi-Arabiens nehmen spürbar ab. Berichten zufolge

lagen sie 2014 - als die Ölwelt noch in Ordnung war - bei 732 Mrd.

Dollar. Gegenwärtig schätzen sie Experten noch auf 560 Mrd. Dollar.

Es ist von weiter fallender Tendenz auszugehen. Auch anderen Ländern

macht der Ölpreisverfall zu schaffen. Im Januar zog Norwegen mehr

Geld aus dem Staatsfonds ab, als hineinfloss - zum ersten Mal seit

der Einrichtung des Fonds vor 20 Jahren.

Solche Mittelentnahmen und der Abbau von Devisenreserven hätten in

einem Marktumfeld, das nicht von Quantitative Easing der Notenbanken

geprägt ist, zu einem sprunghaften Anstieg der Risikoaversion

geführt. Man würde höhere Kompensationen fordern. Nicht so heute.

Aber der Mega-Bond-Deal der Saudis markiert noch in einer anderen

Hinsicht einen Wendepunkt. Jahrelang haben Ölstaaten gut verdient,

und ihre Petrodollars waren Liquiditätsspender an den weltweiten

Anleihemärkten, gehörten diese Adressen doch zu den großen

Nachfragern von US-Treasuries, japanischen Staatsanleihen oder

solchen aus der Eurozone. Nun treten sie als Anbieter von Bonds auf.

Und wie Standard & Poor's schätzt, kommt noch eine Menge

Bondnachschub: Die Golfstaaten könnten bis 2019 einen Finanzbedarf

von bis zu 560 Mrd. Dollar haben. Es kommt also genügend Material, um

sich mal die Frage zu stellen, wo der richtige Preis fürs Risiko

liegt.

OTS: Börsen-Zeitung

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