16.06.2014 21:11:47
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Börsen-Zeitung: Cleverer Schachzug, Kommentar zu Siemens von Julia
Röbke
Frankfurt (ots) - Lange hat Siemens-Chef Joe Kaeser die Investoren
auf die Folter gespannt. Bereits Ende April war der Dax-Konzern in
den Übernahmepoker um den französischen Energieriesen Alstom
eingestiegen, auch um zu signalisieren, dass man General Electric
(GE) keinesfalls kampflos eine Position vor der eigenen Haustür
überlassen wird. Siemens könnte das Energiegeschäft von Alstom
übernehmen und im Gegenzug Teile des Bahngeschäfts an die Franzosen
abgeben, so der skizzierte Plan.
Und die Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Mitten im
laufenden Konzernumbau würde sich Siemens einen zusätzlichen Klotz
ans Bein binden, so die Befürchtungen. Das Synergiepotenzial sei
begrenzt, es gebe kartellrechtliche Probleme, offenbarten die
Investoren ihre Skepsis. Noch dazu fürchtete man weitgehende
Zugeständnisse in Sachen Arbeitsplatzerhalt an die französische
Regierung, die sich per Dekret schnell noch ein Mitspracherecht bei
einem Deal mit Alstom gesichert hatte. Und das zu einer Zeit, in der
bei Siemens selbst mehr als 11.000 Mitarbeiter vom Konzernumbau
betroffen sind.
Nach einer wochenlangen Prüfung der Bücher überraschen die
Münchner nun gemeinsam mit Mitsubishi Heavy Industries mit einem
cleveren Schachzug, der allen Kritikern den Wind aus den Segeln
nehmen dürfte. Siemens kauft von Alstom allein das lukrative Geschäft
mit Gasturbinen. Mitsubishi verbandelt sich mit einer Reihe
strategischer Allianzen mit Alstom. Erst in einem zweiten Schritt
wird über ein Zusammenführen der Bahnaktivitäten von Siemens und
Alstom nachgedacht.
Wie ist das Angebot im Verhältnis zur GE-Offerte zu bewerten? Ein
Vergleich ist schwierig. Die Amerikaner bieten 12,35 Mrd. Euro Cash,
bei Alstom verbliebe allein das Transportgeschäft. Bei Siemens und
Mitsubishi würden nur 7 Mrd. Euro fließen. Allerdings blieben weite
Teile von Alstom erhalten, was der französischen Regierung
entgegenkommen dürfte. Fraglich bleibt bei dem Konstrukt allein, was
Mitsubishi sich von einer weitreichenden Allianz mit der kriselnden
Alstom verspricht. Zumal die Japaner über Minderheitspositionen nicht
durchregieren können.
Für die Siemens-Aktionäre ist die jüngste Wendung ein Grund zur
Freude, müssen sie doch nicht mehr fürchten, dass sich das Management
mit einer Mega-Integration überheben könnte. Für die Münchner geht es
jetzt allein um den Preis für das Gasturbinengeschäft, falls GE das
Angebot noch einmal nachbessert. Entscheiden muss dann der
Alstom-Board.
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