16.06.2021 20:02:38
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Arbeitsaufträge, Kommentar von Stefan Reccius zum Biden-Besuch
Frankfurt (ots) - Die Dramaturgie von Joe Bidens Europa-Reise hatte es in sich -
und rein atmosphärisch hat sie ihren Zweck, den von seinem Vorgänger Donald
Trump verursachten Riss im transatlantischen Verhältnis zu kitten, erfüllt. Als
Aperitif gab es einen Affront gegen Gastgeber Boris Johnson, indem der
US-Präsident im Brexit-Streit über Nordirland ungefragt Partei für die
Staatengemeinschaft ergriff. Der Hauptgang war - zumindest nach außen hin - eine
einzige Charmeoffensive für seine europäischen Gastgeber. Und als Dessert gönnte
Biden sich am Mittwoch ein mit großer Spannung erwartetes Treffen mit Russlands
Präsident Wladimir Putin, den er im Frühjahr als "Killer" bezeichnet und in der
Gipfelerklärung mit der EU tags zuvor in die Pflicht genommen hatte, "das sich
wiederholende Muster negativen Verhaltens und schädlicher Aktivitäten" zu
beenden.
Die Reise von Cornwall über Brüssel nach Genf hat die hohen Erwartungen der
Wirtschaft eingelöst, einerseits. Die Übereinkunft, für fünf Jahre auf
Milliardenzölle im epischen Streit über Subventionen in der Flugzeugindustrie zu
verzichten, ist eine große Erleichterung für Unternehmen auf beiden Seiten des
Atlantiks, die sich positiv in ihren Bilanzen niederschlagen wird und deshalb zu
Recht viel Applaus bekommen hat. Ein Durchbruch aber ist es nicht, denn der
Konflikt ist damit nicht in der Sache gelöst. Eine bevorstehende Rückkehr der
Strafzölle wäre dagegen ein fatales Signal gewesen. Insofern haben sich Brüssel
und Washington Zeit erkauft - und noch viel Arbeit vor sich.
Das gilt für eine Vielzahl wichtiger Themen. Subventionsstreit, Stahl- und
Aluminiumzölle, Halbleiter-Lieferketten und Technologie-Standards, Impfstoffe,
Klimapolitik, leichteres Reisen nach der Pandemie, der Umgang mit Russland und
China: Es wimmelt in den Verlautbarungen vom Gipfel nur so von neu
eingerichteten Arbeitsgruppen und Expertenforen. Bei etlichen Baustellen geht es
jetzt ans Eingemachte. So lässt sich Biden bislang nicht auf einen gemeinsamen
Klimazoll auf den CO2-Gehalt von Importen festnageln, wie ihn die EU-Kommission
gerade beschlossen hat. Das aber ist essenziell, führt das Vorhaben ansonsten
doch geradewegs in neue Handelskonflikte und weg von der Idee eines Klimaclubs.
Spitzenverbände aus Finanzen und Wirtschaft scheinen jedenfalls gewillt, die
Arbeitsaufträge anzugehen: Am Mittwoch lancierte ein Quartett um den
Bankenverband BdB die Transatlantic Business Initiative - eine Plattform, um
"offen über Differenzen zu sprechen und konstruktive Lösungen zu finden".
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