04.04.2017 12:44:00

Oberbank wird Tempo bei Filialgründungen vorerst nicht drosseln

Die börsennotierte Linzer Oberbank will die in den 90er Jahren in Wien, Niederösterreich und Bayern begonnene und ab 2005 mit Filialen in Tschechien und Ungarn beschleunigte Expansion fortsetzen. Bis zum Jahr 2020 sind jetzt 175 Filialen das Ziel. Das werde man auf jeden Fall erreichen, sagt der Vorstand. Besonders positionieren wolle man sich als Bundesländerbank in Wien.

Ende 2016 hatte die Bank 159 Filialen, davon 98 in Österreich, 28 in Deutschland, 21 in Tschechien, 9 in Ungarn und 3 in der Slowakei. Während in Deutschland und der Slowakei vorwiegend Kommerzkundengeschäft (in Deutschland auch das Geschäft mit gehobenen Privatkunden) betrieben wird, ist es in Tschechien wie in Österreich das Privat/Retail- und Firmenkundengeschäft.

Während die Großbanken in letzter Zeit forciert Filialen auflassen, macht die Oberbank auch 2017 zumindest acht neue Standorte auf; zwei bis drei in Wien, zwei oder drei auch in Ungarn. In Wien gibt es heute 25 Stellen, vor allem auch an Standorten, an denen lange Jahre davor die Konkurrenz ansässig war. "Wir sind hier schon ganz gut sichtbar", meinte Oberbank-Chef Franz Gasselsberger am Dienstag in Wien. Er sieht eine enge Korrelation von Filialexpansion und Ertragsentwicklung. Parallel liefen Investitionen in die Digitalisierung.

Nach drei Kapitalerhöhungen, die den Streubesitz von 19 auf 31 Prozent erhöht haben, sei die Oberbank heute eine echte Publikumsgesellschaft, sagte Gasselsberger. An der Börse ist die Bank zur Zeit rund 2,5 Mrd. Euro wert. Für 2016 gibt es für die Aktionäre 65 Cent Dividende, 10 Cent je Aktie mehr als im Jahr davor. In Summe werden 23 Mio. Euro ausgeschüttet.

Obwohl das Zinsergebnis 2016 leicht rückläufig war, stehen in der Bilanz wieder Rekordergebnisse. Der Jahresüberschuss vor Steuern stieg auf 219,1 Mio. Euro (plus 14,4 Prozent), nach Steuern auf 181,3 Mio. Euro (plus 8,9 Prozent). Damit wurden die eigenen Ziele übertroffen. Für 2017 will Gasselsberger neuerlich Ergebnisse in dieser Höhe einfahren.

Auf 25 Millionen Euro fast halbiert wurden die Kreditrisikovorsorgen. In zehn Jahren habe das Kreditvolumen um 60 Prozent zugenommen. "Hauptbedrohungsfaktor für eine Bank ist nicht der Personal- oder Sachaufwand, sondern das Kreditrisiko", sagte Gasselsberger heute. "Wir haben keine Baustellen, weder bei den Kosten noch beim Risiko."

Die Bilanzsumme wuchs 2016 um 5 Prozent auf 19,2 Mrd. Euro. Bei der Oberbank legte das Bilanzvolumen in den letzten zehn Jahren um ein Drittel zu. Zum Vergleich: Im Gesamtmarkt war sie um knapp 8 Prozent rückläufig. Im Privatkreditgeschäft wurden für 2016 doppelt so starke Zuwächse wie am Gesamtmarkt vermeldet. Das Kreditwachstum sei ungebrochen, Investitionsfinanzierungen erlebten einen neuen Boom.

Die Stimmung in der Wirtschaft sei so gut wie seit fünf Jahren nicht, trotz des "vergifteten politischen Klimas, das wir haben". Das Thema Bankomatgebühren ist in den Augen von Gasselsberger im übrigen bis auf weiteres gestorben. Darüber werde sehr emotional gestritten, und Erträge daraus machten das Kraut wohl auch nicht fett. "Diese Büchse der Pandora machen wir nicht auf."

Die Oberbank (2.049 Mitarbeiter) ist die größte Regionalbank der 3-Banken-Gruppe. An allen drei Banken (Oberbank, BKS, BTV) hält die UniCredit Bank Austria wesentliche Aktienpakete. Die Regionalbanken sind zudem untereinander verflochten.

(Schluss) rf/itz

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