Kritik an Bankprüforganen |
27.08.2020 14:01:00
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Oberbank-Chef: "Österreichs Aufsicht leistet hervorragende Arbeit"
Den zahlreichen Zurufern vom "Spielfeldrand" rund um mögliche Fehler der Prüfer und Bankaufseher wolle er sich nicht anschließen. "Ich kenne den Sachverhalt nicht im Detail", so Gasselsberger. Man dürfte jedoch aus einem Kriminalfall nicht gleich ein generelles Verfehlen der Bankenaufsicht machen. Die Aufseher bei der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) und der Finanzmarktaufsicht (FMA) würden nicht nur Strafen vergeben, sondern seien Profis, die neben der Kontrolle auch als Berater für die Banken bereit stehen würden.
Im Zuge des Bilanzskandals um die Mattersburg-Bank gerieten sowohl die Abschlussprüfer als auch die Aufsichtsorgane stark in die Kritik. Ihnen wird vorgeworfen, Ungereimtheiten in den Bilanzen nicht oder nicht früh genug erkannt zu haben bzw. nicht sorgfältig genug geprüft zu haben. So hätten die Prüfer Bestätigungsvermerke von anderen Bankinstituten nicht selbst eingeholt, sondern über den Vorstand der Mattersburg-Bank, der diese somit fälschen und damit Guthaben bei anderen Banken vortäuschen konnte, so der Vorwurf.
Die Oberbank selbst sei mit der Mattersburg-Bank in keinerlei Geschäftsbeziehung gestanden, sagte Gasselsberger zur APA. Abgesehen von den wohl notwendigen höheren Beiträgen an die Einlagensicherung, die auf alle Banken zukommen wird, trage die Oberbank auch keinen finanziellen Schaden von dem Bilanzskandal davon.
Zu dem Vorschlag des Chefs der Raiffeisen Bank International (RBI), Johann Strobl, es sollte bei der Einlagensicherung einen Selbstbehalt für Kunden geben, meinte Gasselsberger: "So etwas ist sicherlich politisch nicht durchsetzbar." Eine Regelung diesbezüglich müsste auf europäischer Ebene festgelegt werden, auf österreichischer Ebene könne das nicht gelöst werden.
Mit der Geschäftsentwicklung der Oberbank im ersten Halbjahr 2020 zeigte sich der Bankchef trotz der Coronakrise zufrieden. Die Krise habe die Bank gefordert, das operative Geschäft habe sich aber wegen eines starken Kreditwachstums gut entwickelt und sei auf Vorjahresjahresniveau. Auch die gute Eigenmittelausstattung der Bank sei eine Stütze.
Das Zinsergebnis gab im Halbjahr um 0,8 Prozent auf 169,8 Mio. Euro nach, das Provisionsergebnis stieg dagegen auf 8,1 Prozent auf 86,7 Mio. Euro. Die Kernkapitalquote lag Ende Juni bei 16,4 Prozent, das Eigenkapital erhöhte sich im Vergleich zur Vorjahresperiode um 50 Mio. Euro.
Das Kreditwachstum lag bei 4,6 Prozent, das Kreditvolumen stand bei 17,2 Mrd. Euro (HJ 2019: 16,4 Mrd. Euro). Die Kredit-Pipeline fülle sich nicht wegen Überbrückungskrediten, sondern weil Unternehmen "plastische Investitionen" vornehmen, so Gasselsberger. Unterstützend wirke hier die von der Regierung eingeführte Investitionsprämie, für die der Bankchef "voll des Lobes" sei. Die Prämie fördere die Investitionsneigung deutlich, "die Nachfrage ist heftig." Fraglich sei aber, ob die von der Regierung zur Verfügung gestellte Milliarde auch ausreiche.
Trotz des guten operativen Geschäfts blieb unterm Strich nach sechs Monaten mit 17,4 Mio. Euro deutlich weniger Gewinn nach Steuern übrig als in der Vorjahresperiode (118,4 Mio. Euro). Belastet haben vor allem die Bewertungsverluste aus dem ersten Quartal aufgrund der Marktverwerfungen im März. Im zweiten Quartal konnte das Minus bei den Bewertungen aber wieder eingedämmt werden.
Nach sechs Monaten stand ein Equity-Beteiligungsergebnis von minus 45,0 Mio. Euro zu Buche, nach minus 81,7 Mio. Euro im ersten Quartal 2020. Im ersten Halbjahr 2019 lag die Kennzahl noch bei plus 23,4 Mio. Euro.
Die Risikovorsorgen stiegen auf 9,5 Mio. Euro und liegen damit "auf niedrigem Niveau", sagte Gasselsberger. Ebenso sei die Quote notleidender Kredite (non-performing loans, NPL-Ratio) mit 2,05 Prozent sehr niedrig.
Wegen der diversen Haftungsprogramme der Regierung für Kredite und wegen der vielen Stundungen müsse dies aber auch so sein. Bei der Oberbank habe es Moratorien für rund 15.000 Finanzierungen und Überbrückungsfinanzierungen im Volumen von rund 450 Mio. Euro gegeben. Im nächsten Jahr dürften die Risikokosten wohl steigen. "Wir befinden uns auf niedrigstem Niveau - es kann nicht mehr tiefer gehen, es kann nur steigen", sagte der Bankchef. Um wie viel die Kosten steigen werden, sei aber noch nicht absehbar.
Dividende werde es heuer bei der Oberbank keine mehr geben. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat jüngst ihre Empfehlung an die Banken, keine Dividenden auszuschütten, bis Jahresende verlängert. Daran werde man sich halten. Gasselsberger bedaure jedoch, dass die Aktionäre, die der Bank ihr Kapital zur Verfügung stellen, heuer nicht mit einer Dividende entschädigt werden können. Er selbst sei gegen die Dividendenauflagen der Aufseher.
(Schluss) bel/cri
APA
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