15.05.2013 20:17:59
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Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR NSU-Prozess geht nur schleppend voran Vergessene Seelen MATTHIAS BUNGEROTH
Bielefeld (ots) - Gebrüll zwischen Verteidigern und dem
Vorsitzenden des Oberlandesgerichts (OLG) München um formale Fragen,
Journalisten, die zunächst auf den Zuschauertribünen stundenlang
ausharren müssen, ohne etwas essen oder trinken zu dürfen. Es sind
unrühmliche Schlagzeilen wie diese, die die Berichterstattung über
einen der spektakulärsten Strafprozesse der deutschen
Nachkriegsgeschichte bestimmen. Doch die Gewalttaten, über die beim
NSU-Prozess verhandelt werden soll, finden bislang kaum Erwähnung.
Die vergessenen Seelen des Strafverfahrens, in dem sich Mitglieder
der rechtsextremen Szene unter anderem wegen zehnfachen Mordes
verantworten müssen, haben unmenschlich viel auszuhalten. Die
Angehörigen der Opfer und durch Bombenattacken schwer Verletzten
müssen mit ansehen, wie das verspätet begonnene Verfahren zum
Spielfeld cleverer Strafverteidiger wird, die natürlich
ausschließlich das Wohl ihrer Mandanten im Auge haben. Doch schlimmer
noch: Es drängt sich immer mehr der Verdacht auf, dass sie den
Prozess in ein Fahrwasser bringen wollen, das ihnen letztlich einen
willkommenen Anlass für eine Revision bieten wird. Der NSU-Prozess
droht zur unendlichen (Leidens-)Geschichte zu werden. Der Vorsitzende
Richter Manfred Götzl muss aufpassen, dass er sich mit seinen
Kollegen nicht im Gestrüpp politisch motivierter Anträge der
Verteidigung verfängt. Kein Strafgericht kann die Traumata
aufarbeiten, die die Angehörigen und Opfer der NSU-Gewalttaten erlebt
haben und unter denen sie wahrscheinlich noch Jahre leiden werden.
Doch darf es sich nicht vom Kurs abbringen lassen, die
strafrechtliche Verantwortlichkeit der Hauptangeklagten Beate Zschäpe
und ihrer mutmaßlichen Mittäter so zügig wie möglich zu klären und
ein Urteil zu sprechen. Dieser Wille muss in der Prozessführung
erkennbar sein.
Originaltext: Neue Westfälische (Bielefeld) Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65487 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65487.rss2
Pressekontakt: Neue Westfälische News Desk Telefon: 0521 555 271 nachrichten@neue-westfaelische.de
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