12.05.2015 20:57:39
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Mittelbayerische Zeitung: Shalom, Israel!
Mit Kriegsschiffen als symbolischem Mitbringsel reiste
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen nach Israel - zum Teil
mit deutschen Steuergeldern bezahlt: Das nennt man eine klare Ansage.
Shalom, Israel - Frieden schaffen auch mit deutschen Waffen, lautet
das Motto der bundesrepublikanischen Staatsräson, zumal die
Bundesregierung bereits vorher umstrittene U-Boot-Lieferungen an
Israel genehmigte. Kritische Diskussionen sind also vorprogrammiert
und zwar nicht nur in der deutschen Pazifistenszene, sondern in
breiten Teilen der Öffentlichkeit, die eine waffenstarrende Politik à
la Premier Benjamin Netanjahu auf die Palme bringt. Um es vorweg klar
zu sagen: Die Rüstungslieferungen sind gerechtfertigt. Man muss sie
als Teil der Garantie der Kanzlerin betrachten, die sie 2008 vor der
Knesset gab: Israels Existenzrecht sei nicht verhandelbar und die
Sicherheit des Landes Teil der Staatsinteressen Deutschlands. Seit
Angela Merkels Rede hat sich die Bedrohungslage in Nahost mit dem
Vormarsch der IS-Terrormiliz und dem Kollaps Syriens dramatisch
zugespitzt. Israel ist von Feinden umzingelt. Auf der einen Seite
stehen Terrortrupps von Hisbollah oder Hamas, deren Raketen die
israelischen Städte bedrohen. Auf der anderen Seite lauern Staaten,
die dem Land das Existenzrecht absprechen. Israel hat in etwa die
Größe von Hessen. Es ist ein "One-Bomb-Country", das man mit einer
Atombombe vernichten könnte. Kein Wunder also, dass das Atomabkommen
mit dem Iran für die Regierung Netanjahu wie ein rotes Tuch wirkt,
weil man befürchtet, das Mullah-Regime werde so irgendwann an
Nuklearwaffen kommen. Diese einzigartige Bedrohungslage erklärt auch
den bei vielen Deutschen als aberwitzig empfundenen Militarismus in
Israel: Dahinter steckt jedoch der Wille, nie wieder jemandem
schutzlos ausgeliefert zu sein. Mit dem Waffendeal setzt die
Bundesregierung ein wichtiges Zeichen der Solidarität mit Israel -
abseits von politischen Entschuldigungsroutinen, die man sonst oft
hört. Dieses Signal wird nicht nur in der israelischen Öffentlichkeit
aufmerksam registriert, sondern in der ganzen Region. In Berlin und
in Jerusalem wurde jetzt daran erinnert, dass vor 50 Jahren die junge
Bundesrepublik und Israel, der Staat der Holocaust-Überlebenden,
diplomatische Beziehungen aufnahmen. Das war alles andere als
selbstverständlich, nachdem die Nazi-Mörder das europäische Judentum
1945 fast komplett ausgelöscht hatten. Die Partnerschaft, die sich
bis heute entwickelte, fiel auch nicht vom Himmel. Dahinter stehen
die Aussöhnungsbemühungen mehrerer Politikergenerationen, eine immer
stärkere wirtschaftliche und wissenschaftliche Zusammenarbeit, der
kulturelle Austausch und natürlich das Einstehen Deutschlands für das
Existenzrecht Israels - auch mit Rüstungslieferungen. Wegen dieser
Beharrlichkeit haben beide Staaten auf dem Weg zu einer
freundschaftlichen Beziehung, über der nicht permanent der Schatten
der Vergangenheit liegt, Fortschritte gemacht. Zum Beispiel zieht es
heute Hunderttausende deutsche Touristen ins Heilige Land, umgekehrt
leben allein in Berlin 30 000 Israelis. Das Verhältnis zwischen der
Bundesrepublik und Israel besteht beileibe nicht nur aus eitel
Sonnenschein. In der Frage der Palästinenserpolitik sind Berlin und
Jerusalem weit auseinander. Umso hellhöriger müssen wir werden, wenn
Präsident Reuven Rivlin nun vor einem Wiedererstarken des
Antisemitismus in Europa warnt. In Deutschland erleben wir etwa einen
als Israel-Kritik verbrämten Antisemitismus - ob bei Demos oder in
Form von Hassreden mancher Populisten. Es ist dreist und zynisch, den
politischen Binnenkonflikt in Israel so zu instrumentalisieren, denn
darunter leiden ja auch die Israelis selbst. Eines sollten sich alle
Kritiker klarmachen: Israel stellt die einzige funktionierende
Demokratie in der Region dar. Und es ist unser wichtigster
Verbündeter in Nahost - auch im Kampf gegen militante Islamisten.
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