28.02.2018 22:22:46

MÄRKTE USA/Wall Street gibt mit anhaltenden Zinssorgen erneut nach

Von Thomas Rossmann

NEW YORK (Dow Jones)--Die Zinssorgen hatten die Wall Street auch zur Wochenmitte weiterhin fest im Griff. Nach einem volatilen Handel schlossen die Indizes erneut mit deutlichen Verlusten. Die Aussagen von US-Notenbankpräsident am Vortag Jerome Powell waren dahingehend interpretiert worden, dass die Fed in diesem Jahr vier Mal an der Zinsschraube drehen könnte. Bislang geht der Markt von drei Zinsschritten aus. Auch der Dollar baute seine Gewinne aus und drückte den Euro zeitweise unter die Marke von 1,22 Dollar. Die Renditen zwar einen Teil ihre Aufschläge vom Vortag wieder ab, blieben aber auf einem erhöhten Niveau.

Der Februar war geprägt von der Zinsdebatte in den USA. Bereits Anfang des Monats hatte ein steiler Renditeanstieg am Rentenmarkt Aktien auf Talfahrt geschickt. Anschließend beruhigte sich die Lage etwas, die Renditen und damit die Zinserhöhungserwartungen kamen etwas zurück und die Wall Street erholte sich. Insofern passte die Reaktion am Vortag auf die falkenhaften Aussagen Powells ins aktuelle Bild. Aktienkurse reagieren derzeit äußerst sensibel auf Zinsspekulationen.

Der Dow-Jones-Index verlor 1,5 Prozent auf 25.029 Punkte und schloss damit nur sieben Punkte über seinem Tagestief. Der S&P-500 reduzierte sich um 1,1 Prozent auf 2.713 Punkte und für den Nasdaq-Composite ging es um 0,8 Prozent auf 7.273 Punkte nach unten. Der Umsatz erhöhte sich auf 1,10 Milliarden (Dienstag: 893 Millionen) Aktien. Dabei standen den 863 (683) Kursgewinnern an der Nyse 2.113 (2.301) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 100 (93) Titel.

Damit verzeichneten die wichtigsten Indizes auf Monatssicht wieder Verluste. Händler verwiesen zur Begründung für den volatilen Verlauf auch auf verstärkte Positionsanpassungen zum Monatsende. Für den S&P-500 sowie den Dow-Jones-Index waren es die ersten Monatsabschläge seit März 2017. Der Dow gab im abgelaufenen Monat um mehr als 4 Prozent nach. Der S&P-500 büßte 3,9 Prozent ein. Für den Nasdaq-Composite ging es um 1,9 Prozent abwärts.

"Als Powell die Millionen-Dollar-Frage über drei oder vier Zinsschritte gefragt wurde, war er schnell bei der Sache, die Verbesserungen in der Wirtschaft und seinen Optimismus zu bekräftigen, dass die Inflation das 2-Prozentziel der Notenbank erreichen wird. Dies kann nur als falkenhafte Antwort beschrieben werden, die für viele Marktbeobachter signalisiert, dass vier Zinsschritte 2018 in den Startlöchern stehen", sagte Chefanalyst Jasper Lawler von London Capital Group. "Es scheint etwas wahrscheinlicher, dass die Fed die Geldpolitik schneller straffen wird", ergänzte Investmentstratege Peter Elston von Seneca Investment Managers.

Aktuelle Daten unterstützen Powell-Optimismus nicht

Die jüngsten US-Konjunkturdaten untermauerten derweil nicht das positive Bild, das Powell am Vortag gezeichnet hatte. Die US-Wirtschaft ist im vierten Quartal 2017 etwas schwächer gewachsen als zunächst berichtet. In zweiter Lesung wurde das noch immer respektable BIP-Wachstum knapp nach unten revidiert. Volkswirte hatten mit einer solchen Abwärtsrevision gerechnet. Nicht erwartet hatten Ökonomen den deutlichen Rückgang des Einkaufsmanagerindexes des Großraum Chicago, der die Prognosen klar verfehlte. Bereits am Vortag hatte der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter enttäuscht.

"Vor einigen Monaten waren sich die Investoren noch ziemlich sicher, was die Zukunft bringen wird, doch jetzt herrscht Unsicherheit in Bezug auf Wirtschaftswachstum und Inflation", hieß es von François Savary, Investment-Stratege bei Prime Partners. "Die Investoren realisieren langsam, dass wir uns in die späte Phase des Konjunkturzyklus bewegen", ergänzte der Teilnehmer.

Renditen geben leicht nach - Dollar legt weiter zu

Die Blicke der Investoren waren weiterhin auf die Entwicklung am Anleihemarkt gerichtet, wo es für die Renditen am Vortag kräftig nach oben gegangen war. Die Rendite zehnjähriger Papiere gab nun um 3 Basispunkte auf 2,86 Prozent nach, nachdem das US-BIP leicht nach unten revidiert wurde. Am Vortag war es in der Spitze bis auf 2,91 Prozent nach oben gegangen. Damit bleibt die Marke von 3,00 Prozent in Sichtweite, deren Erreichen einen neuerlichen Kursrutsch am Aktienmarkt auslösen könnte.

Am Devisenmarkt baute der Dollar seine Vortagesgewinne nach den Powell-Aussagen noch leicht aus. Der Euro notierte im späten US-Handel bei 1,2200 Dollar, im Tagestief fiel die Devise bis auf 1,2187 Dollar. Im Vortageshoch wurden noch über 1,2340 Dollar aufgerufen. Der Markt müsse sich mit der Idee anfreunden, dass doch vier anstatt nur drei Zinsschritte von der Fed dieses Jahr kommen können, so die Commerzbank. Powell habe sich wie seine Vorgänger(in) nicht dazu hinreißen lassen, eine genaue Aussage zu zukünftigen Zinsentscheidungen zu tätigen. Aber bei der Anhörung sei deutlich geworden, dass er zuversichtlich sei, dass die Inflation steigen wird, so die Devisen-Analysten weiter.

Für die Ölpreise ging es nach anfänglichen Aufschlägen kräftig nach unten, nachdem die US-Förderung in der vergangenen Woche auf ein neues Rekordhoch gestiegen ist. Dies verschärfte die ohnehin bestehenden Sorgen hinsichtlich einer immer weiter steigenden Förderung. Die USA dürften noch im laufenden Jahr zum weltgrößten Rohölförderer aufsteigen, hieß es von der Internationalen Energie-Agentur. An Saudi-Arabien sind die USA schon vorbeigezogen, nun könnte Russland folgen.

Dagegen traten die wöchentlichen US-Lagerdaten weitgehend in den Hintergrund, belasteten aber zusätzlich die Preise. Sie sind um 3,01 Millionen Barrel gegenüber der Vorwoche gestiegen. Die Analysten hatten einen Anstieg um lediglich 2 Millionen erwartet. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI gab zum US-Settlement um 2,2 Prozent auf 61,64 Dollar nach. Brent fiel um 1,3 Prozent auf 65,78 Dollar. Unter den Analysten glaubt eine Mehrheit jedoch weiterhin an steigende Preise und ein ausbalanciertes Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Morgan Stanley und Citigroup haben ihre Preisprojektionen angehoben.

Nach dem Zweiwochentief des Vortages zeigte sich der Goldpreis stabilisiert. Allerdings steht für den Monat Februar ein Minus von 1,8 Prozent zu Buche. Es ist der erste monatliche Verlust seit Oktober vergangenen Jahres. Zum US-Settlement kostete die Feinunze 1.318 Dollar. Im Handel sieht man Gold weiterhin als Verlierer steigender Zinserwartungen. Die BIP-Daten änderten am großen Bild nichts, hieß es von einem Teilnehmer.

Celgene mit negativem FDA-Bescheid unter Druck

Unter den Einzelwerten fielen die Aktien von Celgene um 9,0 Prozent. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat den Antrag des Pharmaherstellers auf Zulassung eines Mittels zur Behandlung von Multipler Sklerose (MS) abgewiesen. Booking Holdings legten dagegen nach über den Erwartungen ausgefallenen Quartalszahlen um 6,8 Prozent zu. Das bislang unter Priceline firmierende Reisebuchungsportal hatte zwar unter dem Strich einen Verlust nach einem Gewinn zuvor vermeldet. Bereinigt stieg der Überschuss aber im vierten Geschäftsquartal.

Student Transportation sprangen um 24,6 Prozent nach oben. Eine Investorengruppe will das Beförderungsunternehmen übernehmen. Frontier Communications brachen dagegen um 23,9 Prozent ein. Das Telekommunikationsunternehmen hat einen Verlust berichtet, der fast die Hälfte des Umsatzes ausmacht.

Valeant Pharmaceuticals gaben 11,4 Prozent ab. Das kanadische Pharma-Unternehmen enttäuschte sowohl mit den Viertquartalszahlen als auch mit dem Ausblick. Die Lizenzvereinbarung mit Kaken Pharmaceutical zur Entwicklung und Vermarktung eines Mittels zur Behandlung von Schuppenflechte besänftigte die Anleger nicht. Nach schwachen Geschäftszahlen fielen die Einzelhandelstitel von Lowe's um 6,5 Prozent zurück.

Der Einstieg eines Hedgefonds bei United Technologies schob gegen den schwachen Markttrend die Aktie 0,6 Prozent nach oben. Pershing Square Capital, die Investment-Holding von Bill Ackman, hat eine Beteiligung an dem Konglomerat aufgebaut. Dies sagte Ackman gegenüber CNBC. Dagegen wollte United Technologies den Bericht nicht kommentieren.

Mit einem dicken Minus von 3,2 Prozent zeigte sich die Aktie von Weight Watchers, die damit anfängliche Gewinne nicht behaupten konnte. Der Hersteller von Diätprodukten hat mit Ergebnis und Erlös die Markterwartungen übertroffen. Hertz Global Holdings büßten 5,6 Prozent ein. Die Zahlen des Autovermieters wurden als schwach eingestuft.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 25.029,20 -1,50 -380,83 1,25

S&P-500 2.713,83 -1,11 -30,45 1,50

Nasdaq-Comp. 7.273,01 -0,78 -57,35 5,35

Nasdaq-100 6.854,42 -0,67 -45,93 7,16

US-Anleihen

Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD

2 Jahre 2,25 -0,8 2,26 105,2

5 Jahre 2,65 -1,0 2,66 72,6

7 Jahre 2,80 -3,3 2,83 54,9

10 Jahre 2,86 -3,2 2,90 42,0

30 Jahre 3,13 -3,2 3,16 5,9

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8.15 Uhr Di, 17.31 Uhr % YTD

EUR/USD 1,2200 -0,29% 1,2235 1,2244 +1,5%

EUR/JPY 130,17 -0,90% 130,99 131,56 -3,8%

EUR/CHF 1,1522 +0,30% 1,1499 1,1496 -1,6%

EUR/GBP 0,8863 +0,75% 0,8800 1,1350 -0,3%

USD/JPY 106,69 -0,62% 107,07 107,46 -5,3%

(MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires

February 28, 2018 16:23 ET (21:23 GMT)

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