22.10.2015 18:54:48

MÄRKTE EUROPA/Taubenhafter Draghi beflügelt Börse - Euro schwach

   Von Thomas Leppert

   FRANKFURT (Dow Jones)--Darauf hat die Börse gehofft: Auch wenn die Europäische Zentralbank noch keine Entscheidungen getroffen hat, hielt deren Chef Mario Draghi die Hoffnung am Leben, dass das Anleihekaufprogramm von Staatsanleihen ausgeweitet wird. Und nicht nur das: Allein die Aussage, dass auf der EZB-Sitzung über eine Senkung des Einlagensatzes gesprochen wurde, setzte den Euro nochmals unter Druck.

   Der Kapitalmarkt reagierte schulbuchmäßig: Der Aktienmarkt haussierte, der Dax legte 2,5 Prozent auf 10.492 Punkte zu. Das war immerhin der höchste Stand seit dem 9. September. Für den Euro-Stoxx-50 ging es um 2,5 Prozent auf 3.353 Punkte nach oben. Der Euro kam dagegen deutlich unter Druck, er verlor fast zwei Cent auf 1,1130 Dollar. Die Anleihen aus der Eurozone legten teils kräftig zu. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel im Gegenzug um 7 Basispunkte auf 0,50 Prozent.

   Fakt ist, die Europäische Zentralbank hat sich bisher keinen Schritt bewegt. Alleine die Aussicht auf eine Ausweitung des Anleihekaufprogramms sorgte an der Börse für gute Stimmung. "Für die Sitzung am 3. Dezember hat die EZB die Erwartungen massiv geschürt" heißt es von Jan Holthusen, Leiter Zins- und Anleihenresearch der DZ Bank. Weitere expansive Maßnahmen seien damit vorprogrammiert. Er rechnet damit, dass die EZB das Anleihekaufprogramm verlängert, ohne ein Enddatum zu kommunizieren.

   Die Analysten von J.P Morgen erwarten nach Aussage aus dem Handel, dass die EZB nach der Dezember-Sitzung monatlich 10 Milliarden zusätzlich kauft und die Frist bis Dezember kommenden Jahres verlängert. Zudem rechnet die US-Bank mit einer Senkung des Einlagensatzes auf minus 0,3 Prozent, um Anlagen im Euro-Raum weniger attraktiv zu machen. Bei einem solchen Schritt dürfte der Euro zum US-Dollar unter Druck geraten. Damit könnte es im Dezember an den Börsen hoch hergehen. Denn nur zwei Wochen später findet die Sitzung der US-Notenbank statt, sie könnte dann die Zinsen anheben.

   Zudem gab es einige Nachrichten von Unternehmensseite. Bei den Sektoren führten die Telekomwerte mit einem Plus von 4,4 Prozent die Gewinnerliste an. Gut läuft das Geschäft bei Orange, die Aktie legte um 5,6 Prozent zu. Der französische Telekomkonzern hat im dritten Quartal besser abgeschnitten als von Analysten erwartet. Der Preiswettbewerb im europäischen Mobilfunkgeschäft scheine abzuflauen, und die Umsätze im Heimatmarkt stabilisierten sich, teilte der Ex-Monopolist mit.

   Mit der Schlussglocke lief die Nachricht über die Ticker, dass Liberty Global mit dem britischen Wettbewerber Cable & Wireless über eine Fusion spreche. Der Deal mit einem Volumen über 5 Milliarden Dollar löste eine Hausse in Cable & Wireless aus, die Aktie schloss 20 Prozent fester bei 70 Pence.

   Auf der anderen Seite stellte der Mediensektor mit einem Plus von 0,1 Prozent das Schlusslicht. Händler verwiesen auf das Kursminus von Publicis von 7 Prozent nach der Senkung des Ausblicks. Publicis ist eine der größten Werbeagenturen weltweit und verwaltet große Werbebudgets. Im Sog ging es für Ströer um 1,4 Prozent abwärts. Pearson gaben weitere 4,8 Prozent ab. J.P. Morgan hat die Aktien auf "Neutral" von "Overweight" gesenkt, nachdem der Kurs nach einer Gewinnwarnung am Mittwoch zweistellig eingebrochen war.

   Für das Roche-Papier ging es um 2,9 Prozent nach oben. "Die Gewinnprognose wurde wie erwartet erhöht und die Umsätze liegen über der Konsensschätzung", hieß es aus dem Handel. Von einem guten organischen Umsatzwachstum sprach ein Marktteilnehmer bei Essilor: "Nur in Lateinamerika ist Essilor unter der Konsensprognose geblieben. Auf den wichtigeren Absatzmärkten Europa, Nordamerika und Asien wurden die Schätzungen beim organischen Wachstum übertroffen." Essilor-Papiere notierten 1,9 Prozent fester.

   Den Gewinner im DAX stellte Vonovia. Das Immobilienunternehmen hat es geschafft, dass die Wettbewerber Deutsche Wohnen und LEG nicht zusammenfinden. Zudem profitieren die Immobilienwerte besonders von der Geldflut bei niedrigen Zinsen. Vonovia stiegen um 6,4 Prozent, LEG um 5,1 Prozent, und Deutsche Wohnen schlossen 5,2 Prozent fester.

   Daimler lieferte schon am Morgen gute Quartalszahlen, die Aktie schloss 3,2 Prozent im Plus. Analyst Arndt Ellinghorst von Evercore ISI erwartet, dass Daimler, wie viele andere Automobilhersteller, den Markt noch längere Zeit mit höheren Gewinnen überraschen wird. Aber es gab nicht nur Gewinner. Im TecDax brach die Aktie von Adva um 16 Prozent ein, nachdem das Unternehmen einen enttäuschenden Ausblick geliefert hatte.

   Der Börsenaspirant Steilmann hat den Ausgabepreis an der unteren Grenze der genannten Spanne bei 3,50 Euro festgelegt und die Aktienanzahl massiv reduziert. Unter der Annahme der Platzierung sämtlicher Aktien rechnet das Modeunternehmen nun mit einem Volumen von 50,3 Millionen Euro - und damit nur der Hälfte der ursprünglich geplanten Summe. Textil- und Modeunternehmen, die vor allem im stationären Geschäft tätig sind, sind an der Börse momentan nicht en vogue.

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.353,11 +80,88 +2,5% +6,6% Stoxx-50 3.176,58 +71,10 +2,3% +5,7% Stoxx-600 369,99 +7,35 +2,0% +8,0% XETRA-DAX 10.491,97 +253,87 +2,5% +7,0% FTSE-100 London 6.376,28 +27,86 +0,4% -2,9% CAC-40 Paris 4.802,18 +107,08 +2,3% +12,4% AEX Amsterdam 457,97 +8,19 +1,8% +7,9% ATHEX-20 Athen 213,24 +3,80 +1,8% -19,5% BEL-20 Bruessel 3.462,30 +35,15 +1,0% +5,4% BUX Budapest 21.883,78 +335,23 +1,6% +31,6% OMXH-25 Helsinki 3.237,66 +61,22 +1,9% +8,4% ISE NAT. 30 Istanbul 98.600,37 +640,76 +0,7% -7,1% OMXC-20 Kopenhagen 937,38 +6,42 +0,7% +25,9% PSI 20 Lissabon 5.347,03 +21,84 +0,4% +11,9% IBEX-35 Madrid 10.365,40 +207,90 +2,0% +0,8% FTSE-MIB Mailand 22.616,90 +444,26 +2,0% +19,0% RTS Moskau 860,75 +3,87 +0,5% +8,9% OBX Oslo 551,89 +1,56 +0,3% +5,4% PX-GLOB Prag 1.252,50 +7,96 +0,6% +5,8% OMXS-30 Stockholm 1.484,47 +32,37 +2,2% +1,4% WIG-20 Warschau 2.106,27 +0,62 +0,0% -9,1% ATX Wien 2.461,94 +49,54 +2,1% +14,0% SMI Zuerich 8.788,92 +186,80 +2,2% -2,2%

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8.40 Uhr Mi, 17.30 Uhr EUR/USD 1,1133 -1,74% 1,1330 1,1352 EUR/JPY 134,18 -1,08% 135,65 136,08 EUR/CHF 1,0809 -0,56% 1,0869 1,0854 USD/JPY 120,53 0,67% 119,73 119,90 GBP/USD 1,5390 -0,27% 1,5433 1,5471 === Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

   DJG/thl/cln

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   October 22, 2015 12:24 ET (16:24 GMT)

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