04.03.2022 10:04:43
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MÄRKTE EUROPA/Stagflation und Ukraine-Krieg lasten auf den Börsen
FRANKFURT (Dow Jones)--Weiter abwärts geht es auch zum Wochenausklang an Europas Börsen. Die Nachrichtenlage mit ihrem Mix aus Ukraine-Krieg und gallopierender Inflation zermürbt die Marktteilnehmer. Positive Anlageszenarien sind am Markt derzeit nicht zu finden, entsprechend wird verkauft. Händler heben schon positiv hervor, dass der DAX wenigstens noch um die 13.400er-Marke ringe, während er im Nachttief schon in den 13.200er-Bereich eingebrochen war. Hier stützen Nachrichten, dass der Brand im ukrainischen Kernkraftwerk Saporischschja gelöscht worden sei.
Der DAX fällt um 2,1 Prozent auf 13.413 Punkte. Wegen der extrem hohem DAX-Volatilität mit einer erwarteten Schwankung von über 2,4 Prozent pro Tag kann sich dies aber jederzeit schnell ändern. Denn zusätzlich belasten Wirtschaftsdaten: So ist der deutsche Export im Januar bereits vor Kriegsausbruch um 2,8 Prozent gefallen, während Ökonomen mit 1,3 Prozent Plus gerechnet hatten. Im Euro-Stoxx-50 geht es 1,9 Prozent tiefer auf 3.670 Punkte.
US-Arbeitsmarkt rückt in den Hintergrund
Der in normalen Zeiten wichtigste Event des Monats geht dagegen weitgehend unter: Die US-Arbeitsmarktdaten für Februar spielen diesmal kaum eine Rolle. Sie werden nach den starken ADP-Daten mit 440.000 neuen Stellen erwartet. Da die US-Notenbank zudem die erste Zinserhöhung schon angekündigt hat, haben sie kaum noch indikative Bedeutung.
Wichtiger als Zeichen des Inflationsdrucks ist die Entwicklung der Stundenlöhne. Sie werden allein gegen den Vormonat schon 0,50 Prozent höher erwartet. Da sich die US-Notenbank aber im Gegensatz zur EZB klar zur Inflationsbekämpfung verpflichtet fühlt, hätten höhere Löhne steigende Zinserwartungen zur Folge. Entsprechend dürften sich Anleger weiter aus dem Euro-Raum verabschieden und im höher rentierlichen und stabilen Dollar anlegen.
Angst vor Stagflation breitet sich aus - Autos unter Druck
Steigende Lohnforderungen verschärfen vor allem in Europa die Angst vor einer Stagflation angesichts weiter ansteigender Energiepreise bei zugleich zunehmenden Wachstumsrisiken durch den Ukraine-Krieg. Auch besteht die Gefahr, dass sich die Lieferkettenprobleme verschärfen.
Vor allem Autoaktien stehen daher weiter unter Druck, der Sektor ist mit minus 3,6 Prozent Hauptverlierer in Europa. BMW fallen weitere 3,5 Prozent, VW sogar um 4,6 Prozent und Porsche um 5,4 Prozent. Mercedes-Benz büßen 3,3 Prozent ein. "Die Ukraine ist für die deutsche Automobilindustrie ein zentrales Zuliefererland", warnt Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. Vor allem Kabelbäume stünden dabei im Mittelpunkt. Die Automobilhersteller könnten deshalb gezwungen sein, ihre Produktion zu drosseln.
Damit steigen die Sorgen, dass sie nicht wie erhofft in 2022 den Absatzeinbruch durch die Corona-Pandemie aufholen werden. Entsprechend stürzen auch die Autozulieferer weiter ab: Continental im DAX fallen um 5,1 Prozent, für Valeo und Faurecia in Paris und Vitesco geht es ebenfalls deutlich nach unten.
Bei Versorgern in Europa gibt es nach dem Kurssturz vom Vortag leichte Erholungsversuche, nicht jedoch für Uniper. Wegen ihres starken Russland-Exposures brechen sie um weitere 12 Prozent ein. Eon zeigen sich dagegen kaum verändert, RWE erholen sich kräftig um 2,7 Prozent.
Auch Merck KGaA legen um 2,7 Prozent zu. Hier treiben positive Analystenkommentare nach ihren guten Geschäftszahlen vom Vortag.
Eher Abwärtsdynamik als Boden
Eine Bodenbildung im DAX kann daher "nicht seriös" ausgerufen werden, warnen die Chartanalysten von Donner & Reuschel. Der deutsche Leitindex werde am Freitag die nächste Zielmarke bei 13.566 Punkten deutlich unterschreiten. Der Abwärtstrend gewinne noch an Dynamik. Für eine technische Kehrtwende nach oben müssten nach wie vor sämtliche Gleitende Durchschnitte überschritten werden, die derzeit bei bis zu über 15.500 Punkten liegen. "Ein nun noch mehr denn je immens weiter Weg", warnen die Analysten.
Bei Einzelunternehmen ist die Nachrichtenlage eher dünn. Als kleine Überraschung wird der DAX-Aufstieg von Hannover Rück eingestuft, dennoch geht es 2,7 Prozent nach unten. Zudem steigen Daimler Truck auf, Siemens Energy und Beiersdorf müssen dagegen den DAX verlassen. Bis auf Siemens Energy (+0,9%) notieren auch sie alle im Minus.
Die sonst an dieser Stelle angehängte Index-tabelle muss aus technischen Gründen leider entfallen.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/mod/ros
(END) Dow Jones Newswires
March 04, 2022 04:05 ET (09:05 GMT)
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