05.09.2018 18:23:47

MÄRKTE EUROPA/Sorge um Handelsstreit lastet auf Risikobereitschaft

Von Thomas Leppert

FRANKFURT (Dow Jones)--An den Börsen in Europa ist es zur Wochenmitte erneut nach unten gegangen. Die Anleger bewerteten die Risiken für die Aktienmärkte höher und fuhren ihre Bestände weiter nach unten. Die Gründe waren die gleichen wie am Vortag. Es ging um den im Hintergrund weiterhin schwelenden Handelsstreit sowie die sich verselbständigende Krise in den Schwellenländern. Während der Streit zwischen den USA und China zuletzt etwas in den Hintergrund getreten war, galt das Augenmerk den Gesprächen zwischen den USA und Kanada. US-Präsident Donald Trump hatte klargemacht, dass er sich eine nordamerikanische Freihandelszone Nafta notfalls auch ohne den nördlichen Nachbarn vorstellen könne. Der DAX verlor 1,4 Prozent auf 12.040 Punkte. Für den Euro-Stoxx-50 ging es um 1,3 Prozent auf 3.316 Zähler nach unten.

Die Marktstrategen der Commerzbank gingen nicht davon aus, dass die kanadischen Verhandlungsführer den Forderungen ihrer US-Pendants ohne Weiteres nachkommen würden. Die Unsicherheit über den Fortbestand des Freihandelsabkommens bleibe damit hoch, hieß es.

Zeichen der Entspannung aus Italien

Die Erholung am italienischen Anleihenmarkt setzte sich weiter fort. Die Rendite 10-jähriger italienischer Staatsanleihen gab um 9 Basispunkte auf 2,94 Prozent nach. Auch die Rendite der 2-jährigen Titel fiel weiter. Die Anleihen profitierten bereits seit Dienstag von Medienberichten, laut denen die in Rom mitregierende Lega die EU-Defizitregeln respektieren will und für 2019 einen Fehlbetrag von 2 Prozent des BIP anstrebt.

"Glaubwürdige Pläne für ein Defizit von gut 2 Prozent würden auch die Ratingrisiken merklich senken, wenn Moody's und S&P Ende Oktober ihre Einschätzungen aktualisieren", so die Experten der Commerzbank. Mit der anhaltenden Entspannung am italienischen Anleihemarkt setzten Italiens Bankenaktien die Erholung fort. Unicredit stiegen um 1,8 Prozent und Intesa Sanpaolo um 2,1 Prozent. Ubi Banca gewannen 6,3 und Mediobanca 3,2 Prozent. Der Sektor der europäischen Banken legte gegen den Trend um 0,4 Prozent zu.

Bayer-Zahlen und Ausblick überzeugen nicht

Unter den Einzelwerten am Aktienmarkt standen Bayer im Blick. Das Unternehmen legte wegen der Monsanto-Übernahme verspätet Geschäftszahlen vor. Mit dem Zwischenbericht für das zweite Quartal konnte Bayer an der Börse nicht überzeugen. Bei Ergebnis und Ergebnisausblick waren die Analysten im Vorfeld optimistischer, enttäuschte Aktionäre schickten den Wert 1,7 Prozent nach unten. Zudem belasteten nach Aussage der NordLB-Analysten die Rechtsrisiken, die sich der Konzern mit der 63 Milliarden Dollar teuren Monsanto-Übernahme eingehandelt hatte.

Für die Aktie von William Hill ging es in London um 4,8 Prozent nach oben, nachdem der britische Buchmacher eine Partnerschaft mit Eldorado Resorts (minus 0,3 Prozent) bekannt gegen hatte. Damit vergrößerten die Briten ihre Präsenz in den USA. Eldorado Resorts betreibt in des USA 26 Kasinos in 13 Bundesstaaten. Positiv strichen die Analysten von Shore Capital heraus, dass die Partnerschaft für William Hill nicht exklusiv sei und damit noch weiteres Potenzial bestehe. Der Deal mit Eldorado könne die Einnahmen in den USA verdoppeln, besonders wenn mehr Bundesstaaten Sportwetten legalisierten.

Klar auf der Verliererstraße bewegten sich die europäischen Technologiewerte, deren Sektorindex um 3 Prozent nachgab. Während Infineon im DAX 2,8 Prozent einbüßten, verloren STMicro 4,4. Im Handel wurde auf die Schwäche der Nasdaq verwiesen, an der es um 1,5 Prozent nach unten ging. Dort belasten erneut Sorgen, dass strengeren Vorschriften die Geschäfte der Technologieunternehmen einschränken könnten.

Kurseinbruch bei Vapiano

Nach einer Gewinnwarnung des Systemgastronomen Vapiano brach der Kurs der Aktie um 18,1 Prozent ein. Das Unternehmen erwartete für 2018 nur noch einen bereinigten operativen Gewinn von 42 bis 47 Millionen Euro statt wie bislang 48 bis 54 Millionen. Die Analysten von Berenberg reagierten mit einer Abstufung der Aktie auf "Halten" von zuvor "Kaufen" und strichen das Kursziel auf 17,50 Euro nach 29 Euro zusammen. Sie machten vor allem im Geschäft in Schweden den entscheidenden Schwachpunkt aus. Aber auch der heiße Sommer in Europa sei für die Geschäftsentwicklung allgemein nicht förderlich gewesen.

Weitreichende Änderungen in der DAX-Indexfamilie erwartet

Ob die am Abend anstehenden diversen Änderungen bei den Zusammensetzungen von DAX, MDAX, TecDAX und SDAX für Kursbewegungen bei Einzelaktien sorgen würden, blieb abzuwarten. Umgesetzt werden sie erst am Abend des 21. September. Im DAX dürfte die Commerzbank ihren Platz an Wirecard verlieren. MDAX und SDAX werden vergrößert, weil Technologieaktien nun doppelt gelistet werden können, also nicht mehr nur im TecDAX auftauchen. So werden SAP, Deutsche Telekom und Infineon zukünftig wohl als neue Schwergewichte auch im TecDAX enthalten sein.

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

stand absolut in % seit

Jahresbeginn

Euro-Stoxx-50 3.315,62 -43,74 -1,3% -5,4%

Stoxx-50 2.991,32 -34,28 -1,1% -5,9%

Stoxx-600 375,68 -4,15 -1,1% -3,5%

XETRA-DAX 12.040,46 -169,75 -1,4% -6,8%

FTSE-100 London 7.382,88 -74,98 -1,0% -2,8%

CAC-40 Paris 5.260,22 -82,47 -1,5% -1,0%

AEX Amsterdam 546,91 -6,50 -1,2% +0,4%

ATHEX-20 Athen 1.823,11 -45,39 -2,4% -12,5%

BEL-20 Brüssel 3.671,46 -33,76 -0,9% -7,7%

BUX Budapest 37.135,33 +167,22 +0,5% -5,7%

OMXH-25 Helsinki 4.230,40 -55,25 -1,3% +8,0%

ISE NAT. 30 Istanbul 114.030,97 -540,25 -0,5% -19,1%

OMXC-20 Kopenhagen 992,57 -17,28 -1,7% -3,1%

PSI 20 Lissabon 5.368,78 -74,45 -1,4% -1,7%

IBEX-35 Madrid 9.301,30 -75,00 -0,8% -7,4%

FTSE-MIB Mailand 20.581,78 -19,22 -0,1% -5,7%

RTS Moskau 1.068,88 -13,33 -1,2% -7,4%

OBX Oslo 832,65 -7,14 -0,9% +12,1%

PX Prag 1.065,04 -8,90 -0,8% -1,2%

OMXS-30 Stockholm 1.631,74 -14,21 -0,9% +3,5%

WIG-20 Warschau 2.295,51 -25,73 -1,1% -6,7%

ATX Wien 3.280,44 -19,45 -0,6% -3,6%

SMI Zürich 8.868,86 -83,03 -0,9% -5,5%

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:51 Di, 18:17 % YTD

EUR/USD 1,1628 +0,36% 1,1571 1,1567 -3,2%

EUR/JPY 129,62 +0,37% 128,97 128,91 -4,2%

EUR/CHF 1,1297 +0,06% 1,1271 1,1286 -3,5%

EUR/GBP 0,9008 -0,07% 0,9011 0,9016 +1,3%

USD/JPY 111,46 +0,01% 111,44 111,46 -1,1%

GBP/USD 1,2910 +0,43% 1,2842 1,2830 -4,5%

Bitcoin

BTC/USD 7.017,13 -4,8% 7.369,50 7.373,66 -48,6%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 69,00 69,87 -1,2% -0,87 +17,5%

Brent/ICE 77,40 77,42 -1,0% -0,77 +20,7%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.197,19 1.191,35 +0,5% +5,84 -8,1%

Silber (Spot) 14,21 14,13 +0,5% +0,08 -16,1%

Platin (Spot) 783,80 778,50 +0,7% +5,30 -15,7%

Kupfer-Future 2,60 2,59 +0,4% +0,01 -22,3%

===

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/flf

(END) Dow Jones Newswires

September 05, 2018 12:24 ET (16:24 GMT)

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