06.08.2020 18:25:41

MÄRKTE EUROPA/Sicherheit gesucht - Flut an Quartalszahlen

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte haben am Donnerstag tiefer geschlossen. Die höheren Kurse im frühen Handel wurden schnell von Anlegern dazu genutzt, Positionen abzubauen. Leicht belastend wurde gewertet, dass in Deutschland die Zahl der Coronavirus-Infizierten am Steigen ist. Zudem wird weiter auf die Einigung der US-Politik auf ein neues Konjunkturpaket gewartet. Ansonsten könnte die in der vergangenen Woche ausgelaufene Arbeitslosenunterstützung von 600 Dollar pro Woche zu einem starken Einbruch der US-Konsumausgaben führen. Für etwas Beruhigung sorgten am Nachmittag die US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe. Diese waren etwas stärker zurückgekommen als befürchtet.

Der Donnerstag stellte international einen der Höhepunkte der Berichtssaison. Allein in den USA legten fast 600 Unternehmen ihre Berichte vor, aus dem DAX waren es Siemens, Adidas, Henkel, Merck, Munich Re und Beiersdorf. Der DAX schloss 0,5 Prozent tiefer bei 12.592 Punkten, der Euro-Stoxx-50 handelte 0,9 Prozent schwächer bei 3.240 Zählern. Anleger suchten weiterhin nach Sicherheit: So legten Bundesanleihen zu, der Preis für Gold stieg einmal mehr auf Rekordhoch.

Bessere Aufträge in Deutschland

Als "faustdicke Überraschung" bezeichnete Martin Moryson, Chefvolkswirt der DWS für Europa, die Auftragseingänge der deutschen Industrie im Juni. Sie hätten um mehr als ein Viertel gegenüber dem Vormonat (plus 27,9 Prozent) zugelegt. Dabei sind die Aufträge aus dem Inland mit 35,3 Prozent so kräftig angestiegen, dass sie das Vorjahresniveau wieder übertroffen haben. "Das ist ein deutliches Indiz dafür, dass Deutschland die Krise ziemlich gut gemeistert hat". Alles in allem bleibe es ein sehr positives Bild. Die Auftragsbücher seien aktuell gut gefüllt, das lasse Gutes für die Industrieproduktion in den kommenden Monaten hoffen, zeigt sich Moryson zuversichtlich.

Siemens überrascht positiv

Die Zahlen von Siemens waren querbeet über den Schätzungen ausgefallen, die Aktien legten um 1,6 Prozent zu. Beim Ausblick hielt sich Siemens dennoch weiter bedeckt und wollte keine Ergebnisprognose abgeben. Der Umsatz soll um bis zu 5 Prozent schwächer ausfallen als im Vorjahr.

Adidas zogen um 1,9 Prozent an. Umsatz und Bruttomarge lagen im zweiten Quartal laut Royal Bank of Canada (RBC) über den Erwartungen. Zum geringer als erwartet ausgefallenen Umsatzrückgang von 34 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro hätten vor allem Asien-Pazifik und Nordamerika beigetragen. Im Handel wurde auf den Ausblick für das dritte Quartal verwiesen. Dieser impliziere eine Verbesserung des Betriebsergebnisses um rund 1 Milliarde Euro.

Mit Henkel und Beiersdorf hatten gleich zwei defensive Konsumwerte enttäuscht, die Titel fielen um 0,6 bzw. 5,6 Prozent. Die Zahlen von Beiersdorf seien "durchwachsen" ausgefallen, urteilte Independent Research. Für 2020 habe Beiersdorf nun wieder einen Ausblick gegeben, der aber unpräzise und schwach sei. Er lasse keine rasche Erholung des Geschäfts in der zweiten Jahreshälfte erwarten.

Bei Merck KGaA ging es 1,6 Prozent nach oben, das Unternehmen zeigte sich im Ausblick etwas zuversichtlicher. Munich Re reagierten auf die Quartalszahlen mit Abgaben von 1,9 Prozent. Für die Analysten der Citi belastete die Unsicherheit um künftige Verluste aus der Covid-19-Pandemie ebenso wie die schwächere Solvabilität.

Lufthansa gaben nach anfänglichen Gewinnen 1,2 Prozent nach. Wegen der Covid-19-Pandemie verzeichnete die Fluggesellschaft im zweiten Quartal einen starken Umsatz- und Ergebniseinbruch, wie die Analysten der DZ Bank betonten.

Credit Agricole und ING überzeugen

In Europa hatten Großbanken wie Credit Agricole (minus 1 Prozent) und ING (plus 5,6 Prozent) Geschäftszahlen vorgelegt, die überwiegend gut ankamen. Positiv stellten die Analysten der Citi die Kapitalquote der ING heraus, die mit 15 Prozent sehr hoch ausgefallen sei. Diese liege 100 Basispunkte über der Konsensschätzung und 60 Basispunkte über der Citigroup-Prognose.

Bei Continental-Konkurrent Pirelli fielen die Zahlen wiederum unter den Erwartungen aus. Zudem hatte der Reifenhersteller den Ausblick für 2020 gesenkt - wenngleich auch nur leicht. Die Aktie verlor 4,6 Prozent. Besser war es bei der Zeitarbeitsfirma Adecco gelaufen. So stark wie befürchtet lastete Corona doch nicht auf den Geschäftszahlen. Morgan Stanley äußerte sich zudem positiv. Die Aktien stiegen um 0,5 Prozent.

Für Glencore ging es an der Londoner Börse um 8,1 Prozent nach unten. Hauptbelastungsfaktor war der Ausfall der Dividendenzahlung. Der Minenbetreiber möchte die Mittel stattdessen zur Stärkung der Bilanz einsetzen.

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

stand absolut in % seit

Jahresbeginn

Euro-Stoxx-50 3.240,39 -27,99 -0,9% -13,5%

Stoxx-50 2.942,39 -28,69 -1,0% -13,5%

Stoxx-600 362,49 -2,67 -0,7% -12,8%

XETRA-DAX 12.591,68 -68,57 -0,5% -5,0%

FTSE-100 London 6.032,48 -72,24 -1,2% -19,1%

CAC-40 Paris 4.885,13 -48,21 -1,0% -18,3%

AEX Amsterdam 558,46 -4,59 -0,8% -7,6%

ATHEX-20 Athen 1.536,93 +7,31 +0,5% -33,1%

BEL-20 Brüssel 3.308,63 -21,86 -0,7% -16,4%

BUX Budapest 35.427,82 +324,43 +0,9% -23,1%

OMXH-25 Helsinki 4.137,48 -13,57 -0,3% -2,0%

ISE NAT. 30 Istanbul 1.170,82 -57,21 -4,7% -15,7%

OMXC-20 Kopenhagen 1.279,88 -9,87 -0,8% +12,7%

PSI 20 Lissabon 4.403,01 -24,74 -0,6% -16,0%

IBEX-35 Madrid 6.957,90 -81,80 -1,2% -27,1%

FTSE-MIB Mailand 19.475,15 -265,05 -1,3% -16,0%

RTS Moskau 1.282,44 -12,83 -1,0% -17,2%

OBX Oslo 752,87 -2,19 -0,3% -10,7%

PX Prag 906,52 +0,11 +0,0% -18,7%

OMXS-30 Stockholm 1.739,14 -6,35 -0,4% -1,9%

WIG-20 Warschau 1.818,64 -14,56 -0,8% -15,4%

ATX Wien 2.193,84 -28,19 -1,3% -29,3%

SMI Zürich 10.067,13 -30,84 -0,3% -5,2%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite -0,53 -0,03 -0,77

US-Zehnjahresrendite 0,52 -0,03 -2,16

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:03 Uhr Mi, 17:42h % YTD

EUR/USD 1,1889 +0,20% 1,1883 1,1900 +6,0%

EUR/JPY 125,29 +0,01% 125,37 125,47 +2,8%

EUR/CHF 1,0803 +0,25% 1,0794 1,0775 -0,5%

EUR/GBP 0,9026 -0,18% 0,9046 0,9058 +6,7%

USD/JPY 105,41 -0,18% 105,52 105,45 -3,1%

GBP/USD 1,3169 +0,37% 1,3144 1,3137 -0,6%

USD/CNH (Offshore) 6,9462 +0,04% 6,9394 6,9347 -0,3%

Bitcoin

BTC/USD 11.865,76 +0,76% 11.613,26 11.672,89 +64,6%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 42,41 42,19 +0,5% 0,22 -26,6%

Brent/ICE 45,68 45,17 +1,1% 0,51 -26,4%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 2.059,89 2.040,00 +1,0% +19,89 +35,8%

Silber (Spot) 28,21 27,03 +4,4% +1,18 +58,0%

Platin (Spot) 980,93 969,75 +1,2% +11,18 +1,7%

Kupfer-Future 2,89 2,91 -0,6% -0,02 +2,7%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/thl/flf

(END) Dow Jones Newswires

August 06, 2020 12:26 ET (16:26 GMT)

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Adecco SA 52,56 1,70% Adecco SA
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Glencore plc Unsponsored American Deposit Receipt Repr 2 Sh 8,75 -2,23% Glencore plc Unsponsored American Deposit Receipt Repr 2 Sh
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