10.07.2015 18:45:51

MÄRKTE EUROPA/Kurswechsel in Athen lässt Anleger ins Risiko gehen

   Von Benjamin Krieger

   FRANKFURT (Dow Jones)--Die Finanzmärkte haben am Freitag nichts weniger als die Rettung Griechenlands gefeiert. Athen hat die von den Gläubigern verlangte Reformliste geliefert. Das sorgte bei den Investoren für neuen Appetit auf risikoreiche Anlagen wie Aktien. Und es stützte den Euro, der auf breiter Front aufwertete. Der Dax zog um 2,9 Prozent auf 11.316 Punkte an auf den höchsten Stand seit zwei Wochen. Der Euro-Stoxx-50 legte um 3,2 Prozent auf 3.529 Punkte zu. In Athen blieb die Börse erneut geschlossen.

   Am Nachmittag bauten die Börsen die Gewinne noch aus. Hier dürften Käufe vor allem von US-Investoren geholfen haben, vermuteten Händler. Denn diese hatten sich wegen der Gefahr eines "Grexit" zuletzt verstärkt aus europäischen Aktien zurückgezogen und könnten nun wieder an die Märkte zurückkehren.

   Griechenland hat der Eurozone eine umfassende Vorschlagsliste vorgelegt. Athen bietet unter anderem eine Rentenreform, Steuererhöhungen und Privatisierungen an. Im Gegenzug fordert die Regierung aus Athen ein dreijähriges Hilfsprogramm, ein Investitionspaket sowie Zugeständnisse beim Primärüberschuss.

   Noch am Freitag soll das griechische Parlament über die Reformpläne abstimmen, am Samstag tagen die Euro-Finanzminister und am Sonntag soll ein EU-Sondergipfel abschließend entscheiden. Möglicherweise fällt die Entscheidung aber sogar noch früher. "Nächste Woche sollte das Drama erst einmal vom Tisch sein", sagte ein optimistischer Händler.

   Angesichts dieser überraschenden späten Kehrtwende im griechischen Schuldenstreit stieg der Euro zum US-Dollar kräftig von 1,1046 auf in der Spitze 1,1218 Dollar, den höchsten Stand seit Ende Juni. Im späten Handel gab der Euro wieder etwas nach auf 1,1156 Dollar. Auch zum Yen und zum Pfund Sterling legte die Gemeinschaftswährung zu. Der stark gestiegene Risiko-Appetit lastete vor allem auf dem Yen, der stark unter Druck geriet.

   Bundesanleihen als sicherer Anlagehafen waren nicht angesagt, ihre Kurse bröckelten im Verlauf des Tages immer mehr ab. Die Staatsanleihen der Peripherieländer Italien, Spanien und Portugal waren mit der Aussicht auf eine Rettung Griechenlands am Morgen stark gefragt. Sie gaben jedoch die Kursgewinne im Tagesverlauf sukzessive wieder ab. Am Kreditmarkt, wo sich Bondinvestoren gegen Ausfälle von Schuldnern absichern, brachen die Prämien für solche Sicherungsgeschäfte um bis zu 10 Prozent ein.

   An den Aktienmärkten waren Finanzwerte wie Banken und Versicherer gesucht. Hier reagierten Investoren erleichtert, denn die befürchteten Turbulenzen an den Finanzmärkten im Falle eines "Grexit" hätten vor allem die Finanzbranche schwer getroffen. Aktien von Banken und Versicherern der Eurozone stiegen im Schnitt um jeweils 2,6 Prozent. Deutsche Bank beispielsweise zogen um 4,1 Prozent an.

   Ein Kursfeuerwerk brannten die Aktien von SMA Solar ab. Nach einer höheren Umsatz- und Ergebnisprognose für 2015 schnellte der Kurs um 24,3 Prozent nach oben. Der Hersteller von Wechselrichtern könnte die Krise der Solarbranche hinter sich haben, sagten Analysten. M.M. Warburg riet zum Kauf der Aktien.

   Im Automobilsektor verteuerten sich Renault um 3,1 Prozent und Peugeot um 3,8 Prozent. Für beide Hersteller sind die Peripherieländer der Eurozone wichtige Absatzmärkte. Kehrt dort nach einer Vermeidung des "Grexits" das Vertrauen bei den Verbrauchern zurück, dürfte sich das auch in steigenden Pkw-Käufen widerspiegeln. Der Autosektor legte um 1,9 Prozent zu.

   In London stiegen Aktien der britisch-spanischen Fluggesellschaft IAG um 3,2 Prozent. Ryanair will die Beteiligung an Air Lingus von 30 Prozent an IAG verkaufen. Damit ist IAG der Übernahme der irischen Fluggesellschaft einen Schritt näher gekommen. Mit Air Lingus würde sich IAG strategisch verstärken. Die Aktionäre der irischen Fluglinie sollen der Übernahme auf einer Hauptversammlung am 16. Juli zustimmen.

   Aktien der Deutschen Telekom waren schon am Vortag gesucht und klettern um weitere 5 Prozent. Hier sorgten laut Händlern stark steigende Kundenzahlen von T-Mobile US erneut für Käufe. VW-Aktien blieben mit einem Plus von 1 Prozent etwas zurück. Händler begründeten dies mit anhaltenden Sorgen am Markt zum Absatz in China.

   United Internet erwägt, die Sparte Business Applications an die Börse zu bringen. Die Aussicht auf eine hohe Bewertung der Sparte treibt den Kurs von United Internet um 6,4 Prozent nach oben. Zudem übernimmt United Internet ein polnisches Webhosting-Unternehmen. Der US-Broker Jefferies hat Unilever auf "Halten" hochgestuft, der Kurs zog um 3,2 Prozent an.

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.528,81 +108,78 +3,2% +12,2% Stoxx-50 3.365,39 +65,48 +2,0% +12,0% Stoxx-600 388,80 +7,74 +2,0% +13,5% XETRA-DAX 11.315,63 +319,22 +2,9% +15,4% FTSE-100 London 6.673,38 +91,75 +1,4% +1,6% CAC-40 Paris 4.903,07 +145,85 +3,1% +14,8% AEX Amsterdam 481,39 +11,42 +2,4% +13,4% ATHEX-20 Athen 241,22 0,00 0,0% -8,9% BEL-20 Bruessel 3.674,60 +85,38 +2,4% +11,9% BUX Budapest 22.064,46 +329,74 +1,5% +32,6% OMXH-25 Helsinki 3.297,81 +72,32 +2,2% +10,4% ISE NAT. 30 Istanbul 100.836,68 +703,88 +0,7% -5,0% OMXC-20 Kopenhagen 984,01 +25,52 +2,7% +32,2% PSI 20 Lissabon 5.532,18 +167,95 +3,0% +18,8% IBEX-35 Madrid 11.036,10 +329,70 +3,1% +7,4% FTSE-MIB Mailand 22.937,40 +668,89 +3,0% +20,6% RTS Moskau 905,20 +15,44 +1,7% +14,5% OBX Oslo 573,23 +7,56 +1,3% +9,5% PX Prag 991,54 +10,16 +1,0% +4,7% OMXS-30 Stockholm 1.590,54 +40,95 +2,6% +8,6% WIG-20 Warschau 2.270,38 +39,73 +1,8% -2,0% ATX Wien 2.464,75 +52,77 +2,2% +14,1% SMI Zuerich 9.134,18 +149,10 +1,7% +1,7%

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.43 Uhr Do, 18.37 Uhr EUR/USD 1,1156 0,40% 1,1111 1,1014 EUR/JPY 136,89 1,00% 135,53 133,60 EUR/CHF 1,0495 -0,16% 1,0512 1,0448 USD/JPY 122,71 0,59% 121,99 121,32 GBP/USD 1,5502 0,59% 1,5411 1,5362 === Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com

   DJG/bek/ros

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   July 10, 2015 12:14 ET (16:14 GMT)

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