25.10.2016 22:02:37
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Lausitzer Rundschau: Was gutes Leben ist Zum Bericht der Bundesregierung über Lebensqualität
Cottbus (ots) - Langsam dämmert den Menschen, dass
wirtschaftliches Wachstum nicht automatisch auch mehr Lebensqualität
bedeutet. Es gibt gutes und schlechtes Wachstum, es gibt Wachstum,
das nur wenige erreicht und Wachstum, das vielen schadet. Wenn zwei
Autos zusammenstoßen, ist das Wachstum, denn dann müssen zwei neue
gebaut werden. Deswegen sagt die Wachstumsrate des
Bruttoinlandsprodukts, die von den Statistikern ständig so sorgsam
ermittelt und von der Politik wie eine Monstranz hochgehalten wird,
auch nichts darüber aus, wie gut es einer Gesellschaft wirklich geht,
schon gar nicht dem Einzelnen. Von Glück ganz zu schweigen. Da liegen
in internationalen Rankings weniger materiell orientierte Völker weit
vor den Deutschen. Es ist deshalb prinzipiell zu begrüßen, dass die
Bundesregierung die Bürger mal in Ruhe gefragt hat, was "gutes Leben"
für sie ist, um aus den Antworten neue, treffendere
Wohlstandskriterien zu entwickeln. Nicht politische Antworten, die
bleiben den Parteien überlassen. Allerdings kann man 303 Foren mit 15
750 Teilnehmern und etlichen Kanzlerin- sowie Ministerauftritten
schon als Werbeveranstaltung in eigener Sache bezeichnen. Was die
Bürger sich wünschen, wenn sie "Wünsch dir was" spielen dürften,
hätte man auch mit weniger Aufwand ermitteln können. Zumal viele
Wissenschaftler schon lange an dem Thema arbeiten, und auch der
Bundestag in einer Enquete-Kommission bereits vier Jahre lang beraten
und 2013 ein 844 Seiten (!) dickes Papier darüber geschrieben hat.
Nun kommen also noch 240 wenig überraschende Seiten aus dem
Kanzleramt dazu. Aber vielleicht höhlt steter Tropfen ja den Stein,
und vielleicht ist der von der Bundesregierung nun versprochene
regelmäßige Lebensqualitätsbericht so ein Tropfen. Der Stein, das
sind wir alle, die wir den Götzen Geld und Geltung hinterherjagen und
dafür sehr viel opfern. Dabei sind zum Beispiel Frieden, flexible
Zeiteinteilung, Gesundheit, Wohnen, Bildungschancen, Familie,
sozialer Zusammenhalt, Sicherheit und Freiheit das Eigentliche, das
zählt. Insgesamt 46 solcher zentralen Indikatoren hat die Regierung
identifiziert. Indikatoren kann man messen. Sinkt der CO2-Ausstoß?
Steigt das verfügbare Einkommen? Verringert sich die
Arbeitslosigkeit? Erhöht sich die Zahl der Kita-Plätze? Und so
weiter. Wenn das, wie versprochen, künftig übersichtlich
zusammengetragen und alle vier Jahre veröffentlicht wird, kann man
etwas besser, sozusagen regierungsamtlich sehen, ob sich die
Gesellschaft insgesamt zum Guten hin entwickelt oder nicht. Das
liefert dann Argumente für die politische Debatte, ähnlich wie der
Armuts- und Reichtumsbericht. Das oft kritisierte Wirtschaftswachstum
übrigens wird auch weiterhin zu den Indikatoren gehören und einer der
wichtigsten sein. "Arm aber sexy" finden in Deutschland nur die
Berliner erstrebenswert, und selbst die schon länger nicht mehr.
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Pressekontakt: Lausitzer Rundschau
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