26.08.2016 15:44:47

KONJUNKTUR IM BLICK/Inflation im Euroraum nimmt im August zu

   Von Hans Bentzien

   FRANKFURT (Dow Jones)--Der Inflationsdruck im Euroraum dürfte im August erneut etwas zugenommen haben. Dahinter steckt keine konjunkturelle Belebung, sondern die Tatsache, dass die starken Preisrückgänge von 2015 nach und nach aus dem Vorjahresvergleich herausfallen. Gleichwohl dürfte diese Entwicklung der Europäischen Zentralbank (EZB) insofern willkommen sein, als der tatsächlichen Inflation auf dem Weg nach oben die Inflationserwartungen folgen könnten. Konjunkturelles Highlight der Woche ist der US-Arbeitsmarktbericht für August.

   Die Inflation im Euroraum scheint ihren Tiefpunkt hinter sich zu haben. Seit sie im April bei minus 0,2 Prozent gelegen hatte, ist sie vier Monate in Folge gestiegen und lag im Juli bei plus 0,2 Prozent. Haben Ökonomen mit ihren Prognosen recht, dann hat sie im August weiter auf 0,3 Prozent zugelegt. Das wäre der höchste Wert seit Januar.

Ölpreis im August deutlich gestiegen Die Bewegung des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) ist stark von den Ölpreisen bestimmt. Leichtöl der Sorte Brent kostete zuletzt 49 US-Dollar, vor einem Jahr waren noch über 57 Dollar gewesen. Allerdings sank der Preis im Laufe des August 2015 von 59 auf 57 Dollar, während er im Verlauf des August 2016 von 43 auf 49 Dollar zulegte. Der negative Beitrag der Energiekomponente zum HVPI dürfte sich deutlich verkleinert haben.

   Abseits von Energie und Nahrungsmitteln dürfte es im August wenig Bewegung gegeben haben. Ökonomen sehen die Kernteuerung weiterhin bei 0,9 Prozent. Auch dieser Wert ist sehr deutlich vom Inflationsziel der EZB von knapp 2 Prozent entfernt. Gleichwohl dürfte es der EZB gefallen, wenn Inflation nach und nach wieder zu einem Thema wird. Denn das könnte die Inflationserwartungen ebenfalls steigen lassen, was zu einem Rückgang der realen Schuldenbelastung im Euroraum führen würde.

Inflationsanstieg käme der EZB gelegen Ein Anstieg der Teuerung würde gut zu einer anderen guten Nachricht passen: Die Kreditvergabe im Euroraum hat sich im Juli relativ kräftig erholt. Beides könnte der EZB einen gewissen Spielraum bei Überlegungen verschaffen, ihre Geldpolitik erneut zu lockern. Die Kritik an Anleihekäufen und Negativzinsen der EZB hat zuletzt deutlich zugenommen. Eurostat wird die Daten am Mittwoch um 11.00 Uhr veröffentlichen, zusammen mit Arbeitsmarktdaten für Juli.

   Eine erste Indikation zur Inflationsentwicklung im Euroraum werden vorläufige Daten aus Deutschland liefern, die auf Angaben von sechs Bundesländern beruhen. Allerdings wird für Deutschland eine konstante HVPI-Jahresteuerung von 0,4 Prozent erwartet. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht die Daten am Dienstag um 14.00 Uhr. Erstes Bundesland wird Sachsen um 9.00 Uhr sein.

Deutsche Arbeitslosenzahl geht trotz Flüchtlingen weiter zurück Am Mittwoch (9.55 Uhr) veröffentlicht die Bundesagentur für Arbeit (BA) den Arbeitsmarktbericht für August. Ungeachtet der anhaltenden Registrierung von Flüchtlingen ist die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl in den vergangenen Monaten nicht gestiegen. Für August wird erneut ein kleiner Rückgang erwartet, was die Arbeitslosenquote auf ihrem Allzeittief von 6,1 Prozent halten würde.

   Allerdings kann der deutsche Arbeitsmarkt im Hinblick auf seine Außenwirkung bei weitem nicht mit dem amerikanischen mithalten. Außerhalb der US-Landwirtschaft sind im Juli 255.000 zusätzliche Stellen geschaffen worden. Das waren deutlich mehr, als zur Stabilisierung der ohnehin recht niedrigen Arbeitslosigkeit notwendig war und weckte - je nach Meinung über den grundsätzlichen Zustand des Arbeitsmarkts - Ängste vor einer Überhitzung.

US-Stellenzuwachs schwächt sich im August ab Für August erwarten Volkswirte einen deutlich geringeren Anstieg der Stellenzahl und auch einen etwas schwächeren Zuwachs der Stundenlöhne. Das Arbeitsministerium wird die Daten am Freitag um 14.30 Uhr veröffentlichen. Bereits am Donnerstag (16.00 Uhr) kommt der ISM-Bericht für das verarbeitende Gewerbe.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

   DJG/hab/smh

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   August 26, 2016 09:14 ET (13:14 GMT)

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