23.12.2013 19:24:58

FZ: "Laissez-Faire tut gut" / Kommentar der "Fuldaer Zeitung" zu Schwarz-Grün in Hessen / Dienstagausgabe 24.12.2013

Fulda (ots) - Volker Bouffiers Unterschrift unter dem schwarz-grünen Koalitionsvertrag war breit. Sehr breit sogar. Und die ausladende Signatur des alten und vermutlich auch neuen Ministerpräsidenten zwang Bouffiers Koalitionspartner, den Grünen-Frontmann Tarek Al-Wazir, seinen Namen zweizeilig in eine Ecke unter den Vertrag zu quetschen. Ein Bild mit Symbolkraft? Durchaus. Denn die Möglichkeit, dass die Grünen im Bündnis mit der CDUan den Rand gedrängt oder gar zerrieben werden, ist wesentlich wahrscheinlicher als die häufig befürchtete Verwässerung christdemokratischer Kernthemen. Aber bleiben wir einmal optimistisch: Das gut vorbereitete schwarz-grüne Experiment in Hessen kann in mehrfacher Hinsicht segensreich sein - etwa als Korrektiv im Bundesrat für schwarz-rote Eskapaden in Berlin;aber auch als Vorbild für eine post-ideolgische Bildungspolitik im Land. Denn nüchtern betrachtet ist die Regelung von Schulen und Hochschulen - neben der Polizei - eines der wenigen Politikfelder, in denen die Länder noch Akzente setzen können und die wesentliche Gesetzgebung nicht längst an den Bund abgegeben haben. Entsprechend groß ist für viele Bildungspolitiker die Versuchung, nach einer Regierungsübernahme endlich die eigenen Wahrheiten allen Schülern und Studenten zur vermeintlichen Beglückung überzustülpen. Hier unterscheiden sich die schwarz-grünen Kompromisse in Hessen wohltuend von früheren Vereinbarungen. Kritiker sprechen zwar von bildungspolitischer Beliebigkeit. Doch Wahlmöglichkeiten und ein Flickenteppich an Schulformen sind in jedem Fall besser als ein mit ideologischem Eifer aufgepfropfter Einheitsbrei. Das schwarz-grüne Laissez-faire wird Hessens Schulen nach all den aufgeregten Reformen und Gegenreformen guttun. Und selbst wenn das neue Bündnis wegen anderer Punkte krachend gegen die Wand führe: Allein für diese weise bildungspolitische Erkenntnis wird man Schwarz-Grün dereinst dankbar sein.

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Pressekontakt: Fuldaer Zeitung Johannes Heller Telefon: 0661 280-447 johannes.heller@fuldaerzeitung.de

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