28.01.2016 19:46:47

Bundesbank-Chef bezweifelt rasche Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt

   FRANKFURT (Dow Jones)--Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat sich mit Blick auf die wirtschaftlichen Konsequenzen des derzeitigen Flüchtlingsstroms eher skeptisch geäußert. Ob die Integration der Asylbewerber, die dauerhaft bleiben dürften, gelingen werde, hänge wesentlich von ihren Qualifikationen ab, sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Es könne aber "mehr als zehn Jahre dauern, bis die Zuwanderer eine ähnliche Beschäftigungsquote erreicht haben wie die einheimische Bevölkerung", wenn man annehme, dass diese Asylbewerber den gleichen Bildungshintergrund und die gleichen Sprachkenntnisse hätten wie die Migranten der Vergangenheit.

   "Wenn die Integration nicht gelingt, dann überwiegen die belastenden Effekte", etwa durch einen dauerhaften Bezug von Sozialleistungen, gab der Bundesbank-Chef zu bedenken.

   In dem Interview erneuerte Weidmann zudem seine Kritik an dem großen Staatsanleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) über insgesamt 1,8 Billionen Euro. Das Programm kommt nach seiner Einschätzung in die Nähe einer verbotenen monetären Staatsfinanzierung durch die Notenpresse. "Wenn das Kaufvolumen zu groß wird, wirken die Käufe auf dem Sekundärmarkt wie die uns verbotenen Käufe direkt von den Staaten", erklärte Weidmann.

   Die Notenbanken würden zu den größten Gläubigern der Staaten, warnte er. Es gebe damit eine zunehmende Verflechtung der Geldpolitik und der Fiskalpolitik der Staaten. Der Druck auf die Zentralbanken, ewig die Zinsen niedrig zu halten und weiter Staatsanleihen zu kaufen, steige damit. In einer Währungsunion sei dies noch problematischer als in einem Nationalstaat, wenn gemeinschaftliche Staatsanleihekäufe zu einer Gemeinschaftshaftung führten.

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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