15.02.2013 16:00:30

Börse Frankfurt/Halvers Woche: "Amerika gibt beim Wachstum Vollgas"

Halver

Februar 2013 MÜNCHEN (Baader Bank). Normalerweise ist die State of the Union Address - die Ansprache des US-Präsidenten zur Lage der Nation - eine eher hoch emotionale Show-Veranstaltung, bei der der jeweilige Amtsinhaber vor dem Kongress schöngefärbte politische Absichtsbekundungen von sich gibt.

Die alten Zöpfe abschneiden

"Kinder, Narren und nicht wieder wählbare US-Präsidenten sagen immer die Wahrheit"

Dieses Jahr gab es aber einen Aha-Effekt. Nach dem Motto "Kinder, Narren und nicht wieder wählbare US-Präsidenten sagen immer die Wahrheit" machte Barack Obama klar, dass er in seiner letzten Amtszeit - wie früher Reagan und Clinton - zur wirtschaftspolitischen Hochform auflaufen will. Das Haltbarkeitsdatum des alten wachstumspolitischen Überraschungseis von Spannung (Mega-Import), Spiel (Mega-Verschuldung) und Schokolade (Mega-Konsum) ist ohnehin längst abgelaufen.

Ohne Wachstum ist das ganze Jahr Aschermittwoch

"Der wirtschaftliche Abschwung Amerikas ist nicht in Stein gemeißtelt"

Neue Wachstumsperspektiven braucht das Land. Obamas Vision ist ein zügiger Wiederaufbau der Infrastruktur, die schnelle Reindustrialisierung und damit auch der Export als neue Wirtschaftsstütze. Zu dieser Erkenntnis gelangt jeder, der in Amerika über Straßen fährt, in deren Schlaglöcher ein Kind bei Regen mühelos sein Seepferdchen ablegen könnte.

Dabei ist der Nährboden in den USA offenbar fruchtbar. Denn Amerikas alte, ausgeblutete Industriezentren erhalten derzeit eine Frischzellenkur. Viele US-Firmen, die ihr Billig-Billig-Heil für viele Jahre in Asien suchten, kommen mittlerweile geläutert zurück. China ist nämlich eins: Zu teuer geworden. Daneben prüfen viele ausländische, energiewendeabgeschreckte Unternehmen Investitionen in den USA aufgrund der dort wirklich billigen Energieversorgung. Der oft beschriebene wirtschaftliche Untergang Amerikas und der alleinige Aufstieg Chinas sind eben nicht in Stein gemeißelt.

Der Präsident will kein One-Hit-Wonder der US-Wirtschaft, nein, er will einen Evergreen. Er weiß, dass Amerika eben nicht durch z.B. den Konsum von in Asien gefertigten Teletubbies zur Weltmacht geworden ist, sondern durch seine frühere breite Industrieführerschaft. Ja, God's Own Country war einmal die größte Industrie- und Exportnation der Welt. Die Botschaft ist klar: Die USA müssen wieder etwas produzieren, was die Welt braucht. Dazu passt im Übrigen auch ein exportfördernder, derzeit schwacher Dollar. Amerikas ehemalige Strong Dollar-Politik ist längst in die ewigen Jagdgründe eingegangen.

Und wenn jetzt die Weichen auf Industrie und Export gestellt sind, versteht man auch - ein Schelm, wer Böses dabei denkt - die plötzliche Begeisterung Obamas für eine Freihandelszone mit der Europäischen Union: Freie Märkte für freie US-Produkte.

Neue Schulden? Ja, und die Fed gibt Rückendeckung

Kommt der Umbau der US-Wirtschaft ohne Neuverschuldung aus? Ja, und die Erde ist eine Scheibe. Die politische Lösung im US-Schuldenstreit wird darin bestehen, neue Schulden schwerpunktmäßig für Infrastruktur und Industrieförderung auszugeben, sozusagen eine Große Koalition für neue Schulden gegen harte Ware.

Und die US-Notenbank wird massive Schützenhilfe leisten. Schon heute finanziert sie 40 Prozent des US-Haushaltsdefizits. Da ist noch mehr drin. Ohnehin misst die Fed der Stabilität à la Bundesbank ungefähr so viel Bedeutung bei wie der Metzger Körnerkost oder Tofu.

US-Aktien? Yes Sir!

Damit hat der amerikanische Aktienmarkt die Kraft der drei Herzen. Üppige Geldpolitik trifft auf industrielle Konterrevolution und neue Exportvision. Verehrte Anlegerinnen und Anleger, schaffen Sie in Ihrem Depot ein wenig Platz. Dabei ist es wie beim Metzger: Darf es ein bisschen mehr an US-Aktien sein? Ja, es darf!

· "Schulden und Geldpolitik: Zwei wie Pech und Schwefel", online auf baaderbank.de verfügbar. Halvers ausführliche wöchentliche Marktbetrachtung ist auch als Newletter abonnierbar.

Autor: Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank.

Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.

© 15. Februar 2013/Baader Bank AG

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   February 15, 2013 09:30 ET (14:30 GMT)- - 09 30 AM EST 02-15-13

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