31.07.2014 19:50:58

Allgemeine Zeitung Mainz: Schwarz-weiß / Kommentar zum Staatsbankrott in Argentinien

Mainz (ots) - Es gibt Themen, bei denen anscheinend nur noch Schwarz oder Weiß gilt. Der Israel-Gaza-Krieg ist so ein Thema, das seine Betrachter zu einer eindeutigen Positionierung zu zwingen scheint. Der Staatsbankrott in Argentinien ist ein weiteres. Die Einen aus dem wirtschaftsliberalen Lager beklagen die Borniertheit des Schuldners. Statt Argentinien nach der 2001er Pleite von Grund auf zu sanieren, pflege die Elite des Landes lieber die Legende vom Opfer, das von den internationalen Finanzmärkten für seinen Widerstand abgestraft werde. Diese Kritik ist insofern berechtigt, als Argentinien selbst entschieden hatte, seine Anleihen in US-Dollar herauszugeben. Anstatt den ganz harten Weg der Staatssanierung zu gehen, unterwarf man sich freiwillig dem amerikanischen Rechtssystem. Man muss dagegen kein Sozialist sein, um vor allem das Gebaren der Hedgefonds als unerträglich zu brandmarken. Wer Schrottpapiere für 'nen Appel und 'n Ei aufkauft, um später den ursprünglichen Nennwert zu verlangen, handelt nach klassischem Rechtsverständnis sittenwidrig. Die internationale Staatengemeinschaft hat es nach der großen Finanzmarktkrise schlicht versäumt, eine ihrer Hauptursachen, die Wetten auf Kredite, zu unterbinden. Die positive Nachricht der Argentinien-Krise: Auf die Weltwirtschaft wird die zeitweise Zahlungsunfähigkeit des Landes so gut wie keinen Einfluss haben. Die US-EU/Russland-Krise um die Ukraine birgt dagegen ein viel größeres Schadensrisiko. Der negative Effekt: Die Euro-Kritiker könnten wieder Aufwind bekommen - frei nach dem populistischen Motto: "Macht doch nichts, wenn überschuldete Staaten pleitegehen." Eine gefährliche Verkürzung.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Florian Giezewski Regionalmanager Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de

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