17.06.2014 19:47:58

Allg. Zeitung Mainz: Kein guter Tag / Kommentar zur Fahrradhelm-Pflicht

Mainz (ots) - Eine verletzte Radlerin bekommt vollen Schadenersatz, obwohl sie ohne Helm fuhr. So weit, so gut. Aber generell von einem guten Tag für die Radfahrer zu sprechen, nein, das wäre absurd. Die Richter sagen: Es gibt keine Helmpflicht und kein "Verkehrsbewusstsein", das die Radlerin zum Helmtragen verpflichtet hätte, deshalb sei ihr kein Vorwurf zu machen. Aber warum gibt es keine Helmpflicht und kein Verkehrsbewusstsein? Weil Spekulationen geschürt werden, bei Helmpflicht würden weniger Menschen radeln, mit der Folge: mehr Herzinfarkte. Weil es irrwitzige Studien gibt wie das des Münsteraner Professors Sieg. Der behauptet, eine Helmpflicht würde volkswirtschaftlich um hunderte Millionen Euro teurer als der jetzige Zustand, unter anderem aufgrund eines "Komfortverlustes" der Radler wegen Schweißes und verrutschter Frisuren. Es gab Zeiten, da gab es keine Anschnallpflicht in Autos. Motto: Freie Fahrt für freie Bürger. Aber diese Art von Freiheitsphilosophie ist oft Lüge;in Wahrheit ging und geht es oft um Kommerz und die Angst von Lobbyisten, Menschen würden weniger Autofahren oder mit weniger "Spaß", wenn ein Gesetz reglementiert. In allererster Linie geht es darum, Tote zu verhindern. Natürlich müssen Autofahrer Rücksicht nehmen auf Radfahrer, tun sie es nicht, werden sie zur Rechenschaft gezogen. Aber das ist kein Argument gegen eine Helmpflicht, die erst mal Übles verhindern kann. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club sagt: "Wir sind nicht gegen den Helm, sondern gegen Helmpflicht", und rät besonders Älteren und Kindern zum Helm. Und Menschen zwischen 15 und 55? Welcher Sarkasmus ist bei solchen Argumenten - wenn auch ungewollt - im Spiel.

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