09.01.2015 19:57:58

Allg. Zeitung Mainz: Afrika - weit weg? / Kommentar zu Boko Haram/Nigeria

Mainz (ots) - Beamte im Nordosten Nigerias dementieren, dass bei Anschlägen der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram 2000 Menschen umgebracht wurden; es seien "nur" einige Hundert. Das spricht Bände. Afrika ist weit weg. Afrika ist vielleicht tatsächlich ein verlorener Kontinent. Die Weltgemeinschaft, so steht zu befürchten, interessiert sich nur mäßig dafür, ob es nun 200 oder 2000 Todesopfer gibt. Die Weltgemeinschaft interessiert sich aber sehr wohl dafür, dass sich Michelle Obama und Angelina Jolie für 200 christliche Schülerinnen einsetzen, die von Boko Haram entführt wurden. Diese Aussage bedeutet nicht, dass man das Schicksal von 200 Schülerinnen in zynischer Weise gering achten dürfte. Die Blickrichtung ist eine andere: Würde der Weltgemeinschaft die Zukunft von 200 Schülerinnen auch dann nahegehen, wenn Michelle Obama und Angelina Jolie nicht im Spiel wären? Die Weltgemeinschaft zeigt gesteigertes Interesse für Afrika unstreitig dann, wenn es um Bodenschätze geht, und wenn vom schwarzen Kontinent gesundheitliche Gefahren für Europa und die USA ausgehen. Aber selbst bei Ebola wurde die Gefahr unterschätzt, weil doch Afrika so weit weg schien. Ökonomie ist wichtig. Tragisch dann nur, wenn Prosperität - in Nigeria gibt es Ölvorkommen - infolge von Korruption breiten Bevölkerungsschichten überhaupt nicht zugutekommt. Wenn dann auch noch islamistischer Terror als Plage über die Menschen hereinbricht, kommt Hoffnungslosigkeit auf. Derzeit schauen alle nach Paris, das ist richtig und nachvollziehbar. Dass fast niemand nach Nigeria schaut, ist eine Tragik. Befehlen kann man Aufmerksamkeit nicht, aber beim Namen nennen muss man Elend schon. Da stehen auch die Medien in der Pflicht.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Florian Giezewski Regionalmanager Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de

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